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Rheinlandgarage beschert „Lisa“ ein neues Leben


Sommer 2021. Gerd Brauneiser, Thomas Uhles, Hans-Gerd Brauneiser und Ihr Herzensprojekt „Lisa“. Von 1978 bis 1984 rannte der abgebildete Escort MK2 im Team der Brauneiser-Renntechnik um Punkte, Siege und Ehre. Das vor kurzem wiederentdeckte Fahrzeug wird nun in den Zustand der frühen 1980 Jahre versetzt und als „Mitglied der Familie“ liebevoll „Lisa“ genannt

Komm mal eben vorbei

„Du schreibst doch gerade an der MK2-Geschichte“, leitete Gerd Brauneiser am Telefon seinen Anruf ein, dann komm in den nächsten Tagen mal vorbei, damit wir zu meinem Sohn fahren. Der hat gerade mit seinem Geschäftspartner einen meiner damaligen originalen MK2 dazwischen, der in meinem Team lief und deshalb in den damaligen Zustand zurück restauriert wird“. Alles klar.

Wenige Tage später stehe ich mit Gerd Brauneiser vor dem Autohaus „Rheinlandgarage“ in Köln-Ossendorf, das über die A1 und die A57 in der Nähe des Autobahnkreuzes Köln-Nord relativ leicht zu erreichen ist. Gerd Brauneisers Sohn Hans-Gerd hatte die „Rheinlandgarage“ Anfang des Jahrtausends zusammen mit seinen Freunden Thomas Uhles und Rene Sauer als GBR gegründet.


Ein Bild von vom vohergehenden Besitzer Karl Linz. Es zeigt das auf Gruppe 2 umgebaute Fahrhzeug bei einem seiner letzten Renneinsätze im grünen Farbenkleid auf dem Nürburgring. Im Rahmen der Restaurierung wurde die grüne Farbe komplett entfernt

Beim Betreten des Betriebsgeländes fällt sofort auf, dass es ein ungewöhnliches Autohaus ist, denn alle dort stehenden Fahrzeuge sind schon mehr als 30 Jahre alt, außer einem LKW mit Kastenaufbau, der gemäß seiner Aufschrift offenbar als Renntransporter für Autos genutzt wird. Zwei Ford Transits aus den 1970er Jahren stehen dort und mehrere Ford Escort und auch einige Capris. Allesamt in sichtbar getuntem Zustand.

Eine Riesen-Historie

Hans Gerd Brauneiser, der schon rein äußerlich als Sohn seines Vaters erkennbar ist, begrüßt uns freundlich und führt uns sogleich zur direkt am Tor auf einem Fahrgestell aufgebauten Karosserie eines Escort MK2 Rennwagens, der sich gerade mitten in der Restaurierung befindet. „Das ist die Lisa“, leitet Hans-Gerd das Gespräch ein, „Lisa gehört sozusagen zur Familie und hat eine Riesen-Historie! Deshalb erfährt sie hier mit allem Drum und Dran eine Restaurierung, zurück in den Zustand von etwa 1982, als sie vom unserem Team noch regelmäßig in die Rennen geschickt wurde. Wir haben sogar die alten Werbeaufdrucke des Sinziger Mineralwasser-Brunnens nachkonstruiert und anfertigen lassen, weil es diesen Werbeschriftzug von 1982 heute nicht mehr gibt.
Insgesamt fuhren 1982 drei Escorts des Brauneiser-Teams Rennen in diesem Werbelook: Einer für den Olaf Manthey, ein weiterer für den Uwe Reich und aus Remagen wurde Julius Berger mit dem dritten Escort Deutscher Meister im Autoslalom.


Der Zweiliter-Rennmotor ist noch Baustelle: Im Ansaugbereich steht ein Rückbau auf die Zeit von 1982 an. Die geringere leistung wird dabei bewusst in Kauf genommen

Zum Auto gehört ein sogenannter Wagenpass, in dem der Eigentümer, die Fahrer und deren Renneinsätze und ggf. auch Unfälle dokumentiert sind. „Auf der Lisa sind Leute ohne Ende Rennen gefahren. Sie war sozusagen die Hure des Teams, die ggf. allen Fahrern diente“. Insgesamt hatte das Auto von Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre ca. 200 Renneinsätze für das Brauneiser-Team durchgestanden. Nach einem heftigen Einschlag in eine Betonmauer, den sich Heinz Müller auf dem Hockenheimring 1982 leistete, wurde die total beschädigte Karosserie kurzfristig komplett ausgetauscht, damit die Lisa am nachfolgenden Wochenende für den nächsten Renneinsatz wieder startklar war. Fahrzeugkarosserien für den Renneinsatz der MK2-Escorts gab es damals von Ford als Ersatzteil fertiglackiert für ca. 6.500 DM. In diesen war im Sinne eines problemloseren Austauschs schon der komplette Kabelbaum fertig verlegt.


Zwei Seiten aus dem Wagenpass der Lisa

Botschafterin der frühen MK2-Geschichte

Das Auto soll nun ca. 40 Jahre später bei den aktuellen Oldtimer-Veranstaltungen wieder eingesetzt werden. Weil es inzwischen andere Vorschriften als Anfang der 1980er Jahre gibt, sind umfassendere und wirksamere Tuningmaßnahmen möglich als zu Beginn der 1980er Jahre. Diese Fortschritte in Richtung Mehrleistung hatte auch die Lisa in ihrer langen Geschichte schon mitgemacht, weshalb nunmehr eine Zurückbau erforderlich ist, so z.B. auf die stehenden Vergaser und die originalen Krümmer von Anfang der 1980er Jahre. Was nicht zurückgerüstet werden darf, sind indessen die Sicherungseinrichtungen, wie etwa die Überrollbügel und der Fahrersitz, die den heutigen höheren Anforderungen genügen müssen. Am Ende reduziert sich die Leistung der Lisa wegen der Zurückrüstung von zuvor deutlich über 200 PS auf dann „nur noch 185 PS“, die genau dem Reglement von 1982 entsprechen und knapp eine Tonne Gewicht nebst Fahrer immer noch eindrucksvoll zum Ziel bringen sollen. In Wettbewerben, in denen die Lisa künftig eingesetzt werden soll, hat sie damit natürlich schlechte Chancen für vordere Plätze. Die Betreiber der Rheinlandgarage nehmen dieses Manko aber bewusst in Kauf. „Das sind wir eben der Lisa als unserem Familienmitglied, unserer eigenen Freude und der Werbung für die Tradition unseres Unternehmens schuldig. Für vordere Platzierungen fahren wir zusätzlich noch mit anderen Fahrzeugen, die schneller können. Mit der Lisa werden wir ausschließlich aus Spaß an der Freude fahren. Da gehört wegen der vielen Arbeit eben auch viel Leidenschaft dazu“, so Hans-Gerd Brauneiser.

„Ich bin nur gespannt, wenn du mit der fertigen Lisa mal auf dem Nürburgring bist und der Manthey sieht das Auto. Dann bricht der zusammen“, so Gerd Brauneiser in Vorfreude lachend zu seinem Sohn.


Lisas Karosserie mit Werbung und Fahrernamen von 1982 auf einem Rollgestell


Blick von oben auf das Restaurierungsobjekt. Die äußere Haut ist quasi fertig ...


dabei zeigt Lisa sich von hinten noch am zivilsten, bis ...


dass die Kofferraumklappe geöffnet wird, unter der sich der Sicherheitstank nach aktuellem Reglement findet


Im Innenraum genügen für den aktuellen Renneinsatz der Fahrersitz und der Überrollkäfig nicht mehr den Vorgaben. Für diese Teile scheidet deshalb die Technik von 1982 aus. Sicherheit geht auch im Rennsport vor


Hans-Gerd Brauneiser vor dem Motor für die Lisa

Motoren-Tunig wohin man auch nur blickt

Neben der Lisa und ihrer bewegenden Geschichte erscheint der Blick in die Rheinlandgarage nicht weniger spannend und reichhaltig genug für weitere Rennsportgeschichten. Auf Hebebühnen stehen sowohl ein Capri RS im Renntrimm als auch ein Escort MK1 mit dem namengebenden Kühlergrill in Hundeknochenform. Darunter und daneben Ford V6-Motoren mit DOHC-Zylinderköpfen. „Das sind Cosworth-Zylinderköpfe, wie sie damals für die Formel1 Motoren entwickelt wurden und heute in die Capris für die historischen Rennserien eingebaut werden. Die Leistungen dieser Motoren reichen damit über die 400 PS-Grenzen hinaus, ruft mir Gerd Brauneiser zu.
Auf einem fahrbaren Werkstatttisch finden sich Kardan und Achsteile und obenauf eine komplette Hinterachse für einen Capri. Diese stammt von einem Original-Capri aus den 1970er Jahren und befindet sich gerade im Umbau für einen Renn-Turbo-Capri. Am Prizip der Starrachse hat sich babei nichts verändert. Aber die Radlager wurden zur Verwendung von Radzentralverschlüssen ebenso geändert wie auch die Achsaufhängungen, an die die Federbeine und die Längslenker angebracht werden. Zur besseren Kühlung des Hinterachsöls werden zudem selbst konstruierte und aus Alu gefräste Gehäusedeckel mit Ölkühler montiert.


Vor der Werkstatt steht der Truck. Was damit transportiert wird, steht drauf


Auf dem Betriebsgelände wartet neben mehreren schnellen Capris auch eine Eskort MK1 (Hundknochen) auf die Werstattleistung


An einer Stelle der Garage finden sich zwei Ford V6-Motoren, davon einer mit den in der Formel 1 entwickelten Viervenil-Zylinderköpfen von Cosworth und ...


ein weiterer V6 mit Cosworth-Zylinderköpfen

Auf einem anderen Tisch findet sich ein teilzerlegter Porsche-Motor, dessen Zylinderköpfe überholt und getunt werden sollen. In einer Ecke der Werkstatt steht eine Maschine zum Zylinderschleifen. Auf einer weiteren Werkbank findet sich eine Einrichtung zum Auswuchten der Kurbelwellen. „Eigentlich“, so seufzt Hans-Gerd Brauneiser, „müsste unsere Werkstatt doppelt so groß sein. An Platz fehlt es uns überall. Unsere Leistungen beschränken wir seit diesem Jahr nur noch auf die Restaurierung und das Tuning von alten Fahrzeugen und Agregaten.
Damit haben Hans-Gerd Brauneiser und Thomas Uhles genug zu tun und nie Langeweile. Die Kunden können die Werkstatt über die gute Autobahnanbindung relativ leicht erreichen.


Man befasst sich mit quasi allen schnellen Old- und Youngtimern, so z.B. auch mit luftgekühlten Porsche-Modellen


Schritt 1: Typisches Bild einer Capri-Starrachse vor der Bearbeitung


Schritt 2: Die äußeren Formteile der Achse sind entrostet und lackiert


Kurz vor der Vollendung: Die Achse wurde um weitere Achsaufhängungspunkte erweitert erweitert, Vorkehrungen für das Anbringen von hochwertigeren Lagern und die Verwendung von Zentralmuttern wurden getroffen und zur besseren Kühlung des Differentialgetriebes wird ein aus Alu gefräster Deckel mit Anschluss für Ölkühler montiert


Bild eines aktuellen Motors für den Eskort MK2 mit 16-Ventil-Holbay-Zylinderkopf, wie er beispielsweise aktuell von Gerd Brauneisers Sohn Hans-Gerd und seinen Kollegen verbaut wird

Weitere Kapitel
zu Gerd Brauneisers Geschichte
auf dieser Homepage


2021: Hier geht es zu weiteren Fotos von Lisas Restaurierung


Link zur

www.Rheinlandgarage.eu

2008: Brauneisers Portrait

2013: Brauneisers Zweitaktfreuden

2021: Brauneisers 50 jähriges Capri-Jubiläum

2021: Brauneisers Escort MK2 Rennteam von 1979 bis 1983

Swisttal, im März 2021

Text: Hans Peter Schneider Fotos: Hans Peter Schneider, Sammlung Brauneiser

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