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Tourenwagen-Renn-Team
in den 1980er Jahren
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In die Spur gebracht Gerd Brauneisers motorsportliches Engagement mit dem Ford Capri lief – wie berichtet – 1978 aus. Das Thema war da für ihn zunächst einmal ausgereizt. Sein Beruf als Fliesenleger, aber auch seine junge Familie und sein Zuhause nahmen ihn in dem Jahr wieder mehr in Anspruch. Es war zudem die Zeit einer Neuorientierung. Eigentlich wollte er sein motorsportliches Engagement etwas herunterschrauben, um mehr Zeit für andere wichtige Dinge zu finden. Aber das blieben nur Gedanken, die Brauneiser 1978 für eine kurze Zeit durch den Kopf gingen. Zu sehr schlug sein Herz für den Motorsport. Zudem war er dank seinen ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten mit der Szene überaus gut vernetzt und kannte viele wichtige Personen mit Schlüsselpositionen in Sachen Renntechnik. Aber selbst hinter dem Lenkrad noch jeden Sonntag von April bis Oktober Rennen fahren, das wollte er definitiv nicht mehr. Die Sache mit dem Schnellermachen von Motoren, also das Motortuning, das wollte er beibehalten und durchaus auch weiterentwickeln. Steuerzeiten, Quetschkanten, Formen von Nocken und Kanälen, Materialeigenschaften alles das waren Dinge, mit denen er sich sehr viel befasste. Seine Gedanken, Überlegungen und Pläne drehten sich nach wie vor um die Frage: Wie kann ich Motoren leistungsmäßig noch besser optimieren. Sein Kölner Freund Franz-Josef Bröhling hatte bis 1977 ebenfalls einen Ford Capri, dessen Motor Brauneiser „gemacht“ hatte. Anfang 1978 trat Bröhling mit der Bitte an Brauneiser: „Hör mal Gerd, ich gebe das dran mit dem Capri, ich hole mir jetzt einen Escort. Damit wir ganz vorne sein können, machen wir zusammen ein „Escort-Team“ auf und du machst den Motor“. Brauneiser äußerte sich zunächst skeptisch und fragte nach der Finanzierung. Darauf Bröhling: „Ich habe Beziehungen zum Werk und zu Sponsoren, ich bekomme ein Auto und ich bekomme Teile dazu“. Für Brauneiser klang das interessant und so stimmte er zu: „Na gut, wenn das so ist, dann müssen wir mal gucken“.
Bröhling besorgte sich einen Ford Escort RS mit 2.000 ccm Hubrhaum und erstmals legte Brauneiser im März 1978 Hand an dessen Motor. Dank seinen bis dahin schon gesammelten Erfahrungen mit Ford-Motoren fand er schnell noch eine Reihe zusätzlicher PS. Dann wollte er natürlich sehen, wie sein Werk gefruchtet hatte und war bei Bröhlings erstem großen Rennauftritt 1978 im Frühjahr auf dem Nürburgring als Betreuer dabei. Noch heute spricht er voller Begeisterung über das, was er damals erlebte: „Bei dieser Rennserie waren 40 Escorts am Start, die zu zig Teams gehörten. Die Zuschauerränge waren voll und tobten. Es war wie die Hölle, soviel war da los!“ Bröhling und Brauneiser waren mit dem Rennergebnis zufrieden. Für Gerd Brauneiser erwies sich dieses erste Rennen als eine Art Schlüsselerlebnis, eine „neue Motorsportwelt“ hatte sich damit für ihn aufgetan und er sah die Möglichkeit und spürte den Reiz, sich in dieses Geschehen einzubringen. |
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Wichtige Entwicklungsschritte im Winter 1978/79 Entwicklungsarbeiten am Motor Brauneiser verstand sich selbst in erster Linie zunächst als Motortuner. In der Rückschau beschreibt er den Weg vom Serien- zum Rennmotor wie folgt: Der Ford Escort wurde ursprünglich ohne Rücksicht auf die Anforderungen des Motorsports konstruiert. Gleichwohl war man sich darüber bewusst, dass motorsportliche Erfolge die Verkaufszahlen positiv beeinflussen. Für die sportlich interessierte Kundschaft wurde deshalb zunächst eine Escort-RS-Version auf den Markt gebracht, die den VW Golf Gti und den Opel Kadett GSi Paroli bieten sollten. Hohe sportliche Ehren sollten im Rallyesport eingefahren werden. Dazu wurde auf britische Tuningtechnik zunächst von Lotus und schließlich von Cosworth zurückgegriffen. Die Rede war dann vom „BDA-Motor“, wobei BDA für Belt Drive Series A stand, womit ein DOHC-Zylinderkopf von Cosworth gemeint war, dessen beide Nockenwellen von einem Zahnriemen getrieben wurden. Mit Fahrern wie Roger Clark, Timo Mäkinen und Hannu Mikkola errang Ford mit seinen Werks-Escorts zahlreiche Erfolge bis hin zur Rallye-Weltmeisterschaft. Ford hatte sich bereits mit dem Escort MK1 darauf eingestellt, Privatteams Motorsport mit diesem Massenautomobil zu ermöglichen. Nach 1979 zog sich Ford ganz von seinem Werksengagement mit dem Escort zurück. Motorsport mit dem Escort sollte im Sinne des Fordwerks nun ganz Privatteams überlassen werden. Aber erst 1978 befasste Gerd Brauneiser sich erstmals mit der Technik des Escort MK2. Mit großem Staunen stellte er im Frühjahr fest, welche und wie viele Tuningteile das Fordwerk für den Escort zur Verfügung stellte. Gegenüber dem kargen Angebot für die Capri-Modelle, kam er sich hier vor, wie im „Wunderland: Nockenwellen, Kolben, Kurbelwellen, Ventile, Vergaser, Fahrwerksteile usw., das war der Wahnsinn, was da alles schon vom Fordwerk für die Renneinsätze der Privatteams geboten wurde!“, so Brauneiser in der Rückschau. Ford hatte laut Wikipedia auf dem Papier einen sogenannten Escort RS gebaut, den es in Wirklichkeit nie gab, konnte aber anhand der vielen verkauften Teilesätze den Nachweis führen, dass eine ausreichend große Stückzahl – die Rede war von 5.000 Stück – aufgebaut worden war, um die Sportzulassung dieses Autos in der Gruppe 1 zu erlangen. Mit den entsprechend „homologierten Teilen war der Escort schon ein regelrechtes Rennauto“. Normal hatte der Escort MK2 serienmäßig eine Leistung von bis zu 110 PS. Mit den regelkonformen Teilen erwuchsen daraus bis zu 155 PS, die den Escort bei etwa 900 kg Fahrzeuggewicht Anfang der 1980er Jahren zu einem sehr schnellen Auto machten. Zwar war die Menge der seitens des Fordwerks für den Escort angebotenen Tuningteile enorm, die weitergehenden Tuningmöglichkeiten waren allerdings wegen der bestehenden Regularien empfindlich begrenzt. Der Rahmen des Möglichen war genau festgelegt und ein Überschreiten dieser Grenzen hatte sehr nachhaltige Konsequenzen zur Folge. So durfte die Nockenwelle zunächst nur in einem begrenzten Rahmen verändert werden. Schließlich gab Ford eine Nockenwelle zur Verwendung frei, die von Schrick in Remscheid entwickelt worden war und die, wie Brauneiser auch heute noch betont, „top war!“. Das gesamte Jahr 1978 war ein Lehrjahr für Bröhling und Brauneiser. Insbesondere im rennenfreien Winter 1978/79 wurde sehr viel am Auto geforscht und weiter entwickelt. Laut Brauneiser waren die Schrägstellung der Ventile im Zylinderkopf und der Abrollwinkel an der Nockenwelle die Ansatzmöglichkeit, die Motorleistung regelkonform noch weiter zu optimieren, und zwar mehr noch, als dieses offenbar der Konkurrenz gelang. Über ganz genaues Vermessen der einzelnen Steuerzeiten an der Nockenwelle und den Ventilpositionen mit Hilfe einer selbst erstellten speziellen Messlehre tat sich für Brauneiser ein Weg auf, den er schließlich technisch realisierte. Insgesamt hatte Brauneiser in diesem Winter an sechs Motoren gebaut. Dankenswerterweise stellte ihm Viktor Günther, der damalige Verkaufsleiter des italienischen Vergaserherstellers Weber, seinen in der Nähe von Köln befindlichen Leistungsprüfstand zur Verfügung. Von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag 1979 verbrachte Brauneiser dort die Zeit mit dem Testen der von ihm entwickelten unterschiedlichen Optimierungsarbeiten an den sechs Motoren. Aschermittwoch verfügte sein Spitzenmotor schließlich über zusätzliche 22 PS, die sich im Renneinsatz natürlich bemerkbar machen sollten. Seine Wettbewerber glaubten indessen 1979 und auch in all den Folgejahren angesichts der großen Vorsprünge, die Brauneiser-Escorts regelmäßig herausfuhren, an die verbotene Verwendung von nicht zugelassenen Teilen. Immer wieder kam es deshalb zu sogenannten Protesten gegen ihn, die die technischen Kommissare der ONS veranlassten, sich die Technik der Brauneiser-Escort genau unter die Lupe zu nehmen. Dazu wurden Teile zwecks Prüfung ausgebaut, zerlegt und vermessen, einmal sogar im Fordwerk das komplette Auto bis auf die einzelnen Schrauben. „Nie fanden die Prüfer eine Regelwidrigkeit. Das war aber auch kein Wunder, denn ich kannte die Regeln genau und vorsorgliche hielt ich bei allen Veränderungen einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Grenzwerten“, so Brauneiser in der Rückschau. Dennoch fand Brauneiser unter seinen Wettbewerbern wegen seiner starken Motoren nicht viele Freunde, dafür weiterhin großes Misstrauen. Zur Teilnahme an Rennen in der Gruppe 2 bzw. in der Klasse der sogenannten Spezial-Tourenwagen realisierte Brauneiser am Ende gemessene 228 PS aus den 2 Litern Hubraum des Saugmotors. Fahrwerk von Bilstein Als Gerd Brauneiser 1978 in die Escort-Szene einstieg, fuhren in einem Starterfeld von 40 Autos 38 Autos Stoßdämpfer und Federn von Koni. „Ende 1978 kam der Peter Geishecker zu mir und bat mich auf ein Gespräch in den Rennbus des Stoßdämpferherstellers Bilstein. Geishecker war langjähriger Organisator von diversen Langstreckenrennserien, insbesondere aber des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Er erklärte mir, dass der Bilstein Geschäftsführer mich wegen der Verwendung von Bilstein-Stoßdämpfern in den Escorts sprechen wolle. Ich war davon zunächst nicht sehr begeistert und erklärte Geishecker schon mal, dass bei den Rallye-Einsätzen die Bilstein-Dämpfer ja spitze sein mögen, für die Einsätze auf der Rundstrecke aber definitiv nicht zu gebrauchen. Aber Geishecker ließ nicht locker und insistierte auf das Gespräch. Als ich in den Rennbus kam, saßen da auch schon mehrere wichtige Leute von Bilstein, allen voran der Geschäftsführer und der Leiter der Produktion. Außerdem saß der Rolf Stommelen da. Dann leitete der Geschäftsführer sein Anliegen mit den Worten ein: „Herr Brauneiser, der Herr Geishecker hat mir von Ihren technischen Fähigkeiten erzählt. In dieser Massen-Mototorsportklasse mit den Ford-Escorts fährt kein Auto Stoßdämper von Bilstein, aber wir möchten auch gerne da mitfahren.“ Brauneiser erklärte daraufhin umfassend begründet, warum die aktuell angebotenen Bilstein-Stoßdämpfer für einen solchen Einsatz nicht zu gebrauchen seien. Kurzum gebe es keine solchen mit einer brauchbaren Kennung. Und dann sagte Brauneiser den Satz, auf den der Geschäftsführer offenbar gewartet hatte: „Um das zu ändern, müssten die Stoßdämpfer und die Federn so gebaut und eingestellt werden, wie ich dieses für gut befinden würde.“ Der Geschäftsführer nickte darauf mit dem Kopf: „Sie sagen!“, dann zeigte er auf den anwesenden Produktionsleiter, „und er macht!“. Brauneiser zeigte sich angenehm überrascht und machte seine Zusage zur Mitarbeit am Bilstein-Projekt. Im Anschluss daran saß Brauneiser schon mit dem Produktionsleiter zusammen und hob dabei alle erkennbaren Schwachpunkte der aktuellen Bilstein-Dämpfer hervor. „Dann müssen und werden wir das ändern“, erklärte der Bilstein-Mann. Dazu machte er mit Blick auf die damals im Brauneiser-Team vorhandenen beiden Rennwagen den Vorschlag, die Rennstrecke in Zolder für einen Tag exklusiv zu mieten und mit dem kompletten Team die Vielzahl von bis darin speziell hergestellten Federbeinen zu testen. Der große Werkstattbus mit allen Spezialwerkzeugen, Maschinen und Facharbeitern sollte dann dabei sein. Gleich vor Ort könnten somit im Werkstattbus weitere Optimierungen vorgenommen und die Ergebnisse von seinem Team im Anschluss sofort auf der Rennstrecke getest werden. Das hörte sich gut an. Gesagt getan: Brauneiser-Team und Bilstein-Abordnung trafen sich in Zolder und man testete, baute um und justierte und testete erneut, optimierte weiter und testete nochmals und das den ganzen lieben langen Tag. Die Tests begann mit den Rundenzeiten, die auch mit den Koni-Federbeinen von den Brauneiser-Fahrern erreichbar waren. Diese konnten mit den zunehmenden Arbeiten an den Federbeinen durch die Bilstein-Spezialisten nach und nach verbessert werden. Die Bilstein-Spezialisten kümmerten sich neben den Federbeinen auch um die Achs- und Sturzvermessung und deren Einstellungen. Obwohl die Brauneiser-Escorts noch nicht die optimalen Motoren mit den späteren Spitzenleistungen hatten, kamen am Ende Rundenzeiten heraus, die 0,4 Sekunden unter denen des damaligen Rennserien-Spitzenreiters Helmut Döring lagen. Brauneiser und sein Team waren begeistert ob dieser Ergebnisse dieser gemeinsamen Aktion in Zolder. Die bei diesen Test entstandenen Stoßdämpfer, Federn und deren Einstellungen sind heute noch bei Bilstein käuflich zu haben, wenngleich die Feineinstellungen je nach Streckenart nochmals verändert werden müssen. Das optimale Grundkonzept der Bilstein-Dämpfer war zu dem Zeitpunkt jedoch gefunden. Im Weiteren dankte die Fa. Bilstein dem Brauneiser-Team mit Sponsoring. |
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Team-Wachstum in 1979 Im Frühjahr 1979 stellten Franz-Josef Bröhling und Gerd Brauneiser fest, dass alle erfolgreichen Rennteams mit mehreren Autos zu den Wettbewerben starteten. Wegen des umfangreicheren Auftretens des Teams gab es damit größere Chancen Sponsoren zu finden. Außerdem zeigen sich größere Teams resistenter beim Auftreten von Problemen jeglicher Art. Somit kam rechtzeitig zum Beginn der Rennsaison der Entschluss, das Team um ein weiteres Fahrzeug zu vergrößern. Als Fahrer kam Robert Brombach hinzu. Der hatte zuvor schon die ONS Slalom-Meisterschaft gewonnen und war „auf Anhieb“ schnell mit den Brauneiser-Escorts unterwegs. Ebenfalls noch im Frühjahr 1979 trat Axel Felder mit seinem eigenen Team dem Team Brauneiser bei. Felder war Chef der Fa. Weißberg-Werkzeuge, fuhr bereits in den Vorjahren mit seinem Team erfolgreich auf Escort Rennen. Brauneiser brachte sein Know-How nun auch in die von Felder mitgebrachten Rennwagen ein. Als die Saison 1979 schließlich startete, trat das Brauneiser Team mit insgesamt vier Fahrern auf vier Fahrzeugen an. Die Saison 1979 verlief für das gesamte Team insgesamt sehr erfolgreich. Erstmals wurde der Gesamtsieg beim Langstreckenpokal über alle Klassen errungen und Brombach holte den ersten Sieg beim damals sehr populären Nordsee-Cup im holländischen Zandvoort. Auch in den beiden Folgejahren sollte sich das Team noch den Nordsee Cup holen. 1980 internationale Bewerber-Lizenz Der Winter wurde wieder dazu genutzt, an allen Team-Fahrzeugen weitere Optimierungen vorzunehmen. Brauneiser forschte weiter an seinen Motoren, prüfte auf dem Leistungsmessstand seine in die Praxis umgesetzten Ideen und fand am Ende noch bessere Lösungen. 1980 sollte hochoffiziell, also auch z.B. im Programmheft erkennbar sein, welche Fahrer zum Team der Brauneiser Renntechnik gehörten. Dementsprechend erwarb das Team die Internationale Bewerber-Lizenz. Außer den unmittelbaren Team-Fahrzeugen hatten sich 1980 bereits viele andere Fahrer und Teams kooperativ dem Brauneiser-Team angeschlossen. Hervorragendes Abschneiden der Fahrer Neben dem guten Abschneiden bei zahlreichen kleineren Rennveranstaltungen machte das Team besonders beim populären 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring auf sich aufmerksam. Gleich zwei Team-Fahrzeuge platzierten sich in der Gesamtwertung unter die ersten fünf: So Franz-Josef Bröhling, Peter Prang und Axel Felder den 4. Gesamtrang und das zweite Fahrzeug mit Axel Felder, Paul Hulverscheid und Franz-Josef Bröhling den 5. Gesamtrang, wobei die Fahrerwechsel so eingerichtet waren, dass zwei Fahrer innerhalb der 24 Stunden zwei Autos fuhren. Das dritte Auto des Brauneiser-Teams mit Frank Ossenberg, Robert Brombach und Pierre Honegger fuhr ebenfalls sehr schnelle Zeiten, fiel im Verlauf des Rennens jedoch leider aus. Diese Platzierungen sind um so beachtlicher, da die verhältnismäßig kleinen Escorts um den Gesamtsieg gegen motorisch überlegene Großkaliber u.a. von BMW und Porsche antraten. Gerd Brauneiser heute lachend in der Rückschau: „Ich hatte genug zu kämpfen, musste ständig überlegen, was ich noch alles machen könnte und ob ich nichts vergessen hatte, um das Optimale auf die Rennstrecke zu bringen“. |
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1981 Zwischenspiel mit Jörg van Ommen Im September 1980 berichtete Axel Felder von einem Gespräch mit Gerd van Ommen, dessen Frau aus der bekannten Rennfahrerfamilie Hahne stammt und deren Brüder Hubert, Armin, Wilhelm, Bernd und Tim bekannte und erfolgreiche Rennfahrer waren: Gerd von Ommen habe ihn gefragt, ob sein Sohn Jörg nicht als Fahrer im Team mitmachen könne. Jörg van Ommen war da schon mehrfacher Deutscher Kartmeister und er würde von den Fordwerken gesponsert. Fahrtalent und Sponsoring von Ford, das hörte sich auch für Gerd Brauneiser interessant an. Im Winter 1980/81 gab es ein Treffen zwischen Brauneiser und Felder auf der einen und Gerd van Ommen und seinem gerade erste 18-jährigen Sohn Jörg auf der anderen Seite. Es kam ein Vertrag nur für das Jahr 1981 zustande, denn für 1982 war Jörg van Ommen schon im Rennteam von Erich Zakowski unter Vertrag, wo er mit dem Ford Capri Turbo bei der Deutschen Rennsport-Meisterschaft Lorbeeren holen sollte. Der einjährige Einsatz Jörg van Ommens im Brauneiser-Team sollte quasi eine Art Lehrjahr vor dem Einsatz bei Erich Zakowski auf den turbobeatmeten Hochleistungs-Tourenwagen sein. Somit kam der Vertrag bei Brauneiser zustande. Das Team stellte ihm für die eine Saison zwei Autos zur Verfügung, je einen für die Lang- und einen für die Kurzstrecke. Das Hauptziel war dabei, möglichst gut beim Deutschen Rundstreckenpokal für Tourenwagen abzuschneiden. Die Erfolgsbilanz konnte sich schließlich sehen lassen. „Der Jörg van Ommen schlug ein wie eine Bombe!“, so Braueiser heute noch begeistert in der Rückschau: „Von 12 Rennläufen siegte van Ommen bei 11 Läufen, und zwar jeweils mit Abstand vor dem Zweitplazierten“. Was ihn zwar traurig machte, ihn jedoch nicht beirrte, war der Umstand, dass er nach dem dritten Sieg „der Feind von allen Wettbewerbern in der Escort-Klasse“ wurde. Immer wieder gab es Proteste gegen seine Fahrzeuge und wiederholt wurden diese nach den Rennsiegen von den technischen Kommissaren demontiert. Am Ende begrüßte Gerd Brauneiser – als echter Kölner - die Kommissare „mit Handschag“ und fragte, „was nehmen wir heute wieder auseinander?“. Alles Prüfen erwies sich am Ende als grundlos. Brauneiser kannt die Regeln genau und hielt sich mit Sicherheutsabständen daran. „Alle suchten nach Möglichkeiten, mich, den gelernten Fliesenleger, von der technischen Seite her zu stürzen. Ich kam mir vor, wie das einzige Lamm in einem Rudel von Wölfen. Aber sie bissen sich an mir die Zähne aus!“, lacht Brauneiser heute.
Das Brauneiser-Team schloss das Jahr 1981 am Ende glücklich mit zahlreichen Top-Platzierungen in allen Kategorien von der Langstrecke bis hin zur Kurzstrecke ab. Beim sehr publikumsträchtigen 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring belegten die Brauneiser-Fahrer Werner Lehnhoff, Wilfried Eichen und Jochen Felder den überaus beachtlichen 2. Platz in der Klasse Tourenwagen bis 2.000 ccm, was in der Gesamtplatzierung dem 8. Platz entsprach.
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1982 und 1983 mit Olaf Manthey geglänzt Die Geschichte von Olaf Manthey im Brauneiser-Team begann eigentlich im Spätsommer 1981 und erneut war es Jörg van Ommens Vater Gerd, der hier für den Brückenschlag sorgte. Zum Saisonende 1980 war der letzte Lauf zum Rundstreckenpokal für Tourenwagen auf dem Flugplatz in Kassel-Calden. Dem Team war jedoch zu Ohren gekommen, dass im Rennverlauf Jörg van Ommen von Wettbewerbern mit mehreren Fahrzeugen zugesetzt werden sollte, wozu auch ein Abdrängen von der Strecke gehörte. Van Ommen lag da auf dem Spitzenplatz in der Meisterschaft. Jörgs Vater Gerd van Ommen schlug deshalb vor, den damals gerade zur Verfügung stehenden jungen Rennfahrern Olaf Manthey als Fahrer mit der Funktion einzusetzen, seinem Sohn im Rennen den Rücken von all zu agressiven Konkurrenten freizuhalten. Manthey war bis dahin in einigen weniger schnellen Teams gefahren, hatte dafür schon sehr viel Geld in den Motorsport gesteckt und trotz seines jungen Alters reiflich Rennerfahrungen sammeln können. Gleichwohl waren namhafte Erfolge bis dahin ausgeblieben. Damals war nicht absehbar, in welch hohe Motorsport-Klassen Manthey sich in den nachfolgenden Jahrzehnten noch weiter entwickeln sollte. Brauneiser fand jedenfalls Gerd van Ommens Vorschlag gut und so fuhr Olaf Manthey zur Rückendeckung Jörg van Ommens in Kassel Calden das Rennen mit. Hierbei fiel Brauneiser besonders auf, wie schnell und mit welch hohem fahrerischen Potenzial Olaf Manthey fahren konnte. Seine Rundenzeiten auf dem für ihn noch neuen Auto waren nur 0,4 Sekunden langsamer als die seines Schützlings Jörg van Ommen. Die Rückendeckung klappte perfekt: Am Rennende belegten van Ommen den ersten und Manthey den zweiten Platz. Damit war das Saisonende erreicht, womit auch van Ommens Vertrag bei Brauneiser endete. Für 1982 war er ja schon beim Team Zakowski verpflichtet. Mit seinem erfolgreichen Einsatz in Kassel-Calden hatte sich Olaf Manthey im Brauneiser-Team bestens empfohlen. Die beiden fanden für 1982 zueinander und schlossen einen Fahrer-Vertrag, der in 1983 auch noch in die Verlängerung ging. Zudem brachte Olaf Manthey die Sinziger Mineralbrunnen GmbH als Sponsor mit ins Team.
Unzählbare Manthey-Siege Olaf Manthey erwies sich sofort als Hauptgewinn für das Team. Hier trafen sein sich immer deutlicher zeigendes fahrerisches Ausnahmetalent mit der von Brauneiser entwickelten hocheffizienten Technik zusammen. „Es fanden sich für den Olaf keine Gegner mehr“, so Brauneiser, „das Paket war komplett, alle anderen bekamen so richtig Feuer in alle Richtungen!“ Die von Manthey eingefahrenen Siege sind laut Brauneiser „unzählbar“. Um nur einige zu nennen, sind da etwa jeweils der Gewinn des Ford Sportpokals in den Jahren 1982 und 1983, der Gewinn in der 2 Liter Hubraumklasse beim 1.000-Kilometerrennen auf dem Nürburgring. Beim Tourenwagen Europameisterschaftslauf in Brünn 1982 errang das Team mit Olaf Manthey als Fahrer gar den ersten Platz in der Klasse bis 2.000 ccm Hubraum. Beim 24-Stundenrennen 1982 auf dem Nürburgring wurde der dritte Platz erreicht, obwohl die Reparatur eines Bremsenschadens 15 Minuten gekostet und der Erstplatzierte nur eine um 6 Minuten bessere Zeit gefahren hatte. Im Gesamtergebnis über alle Klassen entsprach dieses dem 11. Platz. |
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Team aus motorsportverrückten Idealisten Brauneisers Team war, wie die meisten Rennteams, ein organisatorisches System aus Fahrern, Technik, Sponsoren. Gerd Brauneiser gab dem Team den Namen und hielt richtungsweisend die Fäden in der Hand. Brauneisers Freund Fritz Kinza nahm dabei die Stelle eines Managers ein. Dazu hatte er alles Vertrauen von Brauneiser, sorgte für den Überblick und das Schriftliche. Gerd Brauneisers Frau Marga hatte indessen die Kasse und führte genauestens Buch über alle Kassenvorgänge. Zwar behielt sich Gerd Brauneiser vor, alle wichtigen Entscheidungen selbst zu treffen, aber dieses erfolgte nie, ohne sich zuvor mit den Betroffenen zu besprechen und sein unmittelbar vertrautes Umfeld in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Es gab die Firmen Castrol, Bilstein und Girling, die sich als Sponsoren engagierten und bereitwillig Schmierstoffe und Fahrwerkteile zur Verfügung stellten. Unterstützung gabe es auch über Axel Felder, dem damaligen Inhaber der Fa. Weisberg-Werkzeuge. Und Olaf Manthey bescherte dem Team den Sinziger Mineralbrunnen als Großsponsor, der dementsprechend viel Werbefläche auf den Teamfahrzeugen erhielt. „Die Finanzen im Team wurde so gestaltet und gesteuert, dass wir kostendeckend unterwegs waren. Die Überschüsse an Einnahmen, falls es einmal solche gab, wurden sofort wieder investiert in die Technik und ihre Weiterentwicklung“, so Brauneiser. Betriebswirtschaftlich betrachtet war die Teilnahme am Motorsport für das Brauneiser-Team genau so wenig ein Gewinnmodell, wie für alle anderen Privatteams auch. Am Ende eines Jahres konnte man froh sein, mit Sponsorgeldern und ggf. Siegesprämien den Kostenberg auf einer überschaubaren Höhe gehalten zu haben. Aufgrund seiner erfolgreichen Fliesenlegertätigkeit und seiner Rolle im väterlichen Unternehmen konnte Gerd Brauneiser seine Motorsportaktivitäten finanziell relativ unabhängig angehen. Auch zeitlich war Brauneiser wegen seiner Rolle im Fliesenlegerbetrieb nicht an täglich acht bis zehn Stunden Arbeit auf der Baustelle gebunden. „Nur für besondere Arbeiten musste ich hin und wieder zur Baustelle“. Brauneisers finanzielle Unabhängigkeit war ein großer Vorteil gegenüber den anderen Rennteams. „Ohne meinen Beruf als Fliesenleger hätte ich meine motorsportlichen Leistungen nicht in dem hohen Maße erreichen können“, gibt Brauneiser unumwunden zu. „Wir im Team waren totale Idealisten und vom Motorsport vollkommen angefixt. Wenn mir beispielsweise nachts im Bett etwas durch den Kopf ging, wie ich etwas noch optimieren könnte, dann lag ich noch stundenlang da, bis ich die Lösung gefunden hatte, die danach sehr bald in die Tat umgesetzt wurde. Ich war ständig auf der Suche nach der perfekten Lösung“, so Brauneiser über sich in der Rückschau. „Die Leute im Team tickten nicht viel anders und waren, wie ich selbst auch, durchweg motorsport-verrückte Idealisten“, so Brauneiser. „Jeder musste nach seinem Talent seinen Einsatz ins Team bringen und tat dieses gerne und aus Überzeugung. Lediglich die Fahrer Bröhling, Brombach, van Ommen und Manthey bekamen kostenlos für ihre Rennwagen die volle Unterstützung an Know-How, Motoren, Fahrwerk und Bremsen. Alle anderen Fahrer mussten bezahlen. Dafür erhielten die Team-Mitglieder sehr leistungsstarke Technik, die sich an den Fahrzeugen der Spitzenfahrer des Teams orientierte und die sie im Rennen entscheidend nach vorne bringen konnte. Zudem wurden die Fahrer über die internationale Bewerber-Lizenz zu den einzelnen Rennveranstaltungen vom Team gemeldet. Erforderliche Papierarbeit wurde den Teammitgliedern somit kompetent vom Team abgenommen, was den Mitgliedern Freiräume verschaffte. Bei offiziellen Protestverfahren, die von Wettbewerbern veranlasst wurden, war wegen der verwendeten Technik jeweils auch das Team mit einbezogen bzw. der einzelne Fahrer musste das Verfahren nicht alleine durchstehen. Auch das war ein großer Vorteil angesichts der hervorragenden Leistungen von Brauneisers Technik und den daraus resultierenden relativ häufigen Proteste. „Alle Protestverfahren“, so Brauneiser, „endeten jedoch zu meinen Gunsten, bzw. alle Proteste waren nach der gründlichen Prüfung durch die technischen Kommissare unbegründet“. Die Fahrer ihrerseits mussten außer ihren finanziellen Beiträgen zusätzlich auf den Frontscheiben ihrer Fahrzeuge den Aufkleber „Brauneiser Technik“ tragen. Und natürlich erwartete Gerd Brauneiser, dass seine Team-Mitglieder auch wirklich gute Leistungen erbrachten, wenn sie diesen Aufkleber trugen. Durchweg sehr gute Fahrerbesetzung mit stattlicher Erfolgsbilanz Die Aktivitäten der später zur Prominenz gelangten Fahrer van Ommen und Manthey im Brauneiser-Team waren in deren motorsportlichen Werdegängen nur Zwischenstationen. Sie hatten sich bei Brauneiser zu Beginn ihrer sehr beachtlichen Karriere sozusagen „nur erste Sporen“ verdient. Die Leistungen der übrigen Fahrer im Team stand indesses keineswegs im Schatten der später zur großen Prominenz gelangten Fahrer. Schon vor den Einsätzen van Ommens und Mantheys glänzten auch alle übrigen Fahrer immer wieder mit hervorragenden Plazierungen und Bestzeiten. Einen Eindruck dazu mag die schon oben genannte Statistik der Gesamtsieger in 40 Jahren VLN Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring vermitteln. Darin finden sich die Siegerbilanzen von Mitgliedern des Brauneiser-Renntechnik-Teams. Wenn auch nicht alle Siege mit dem Brauneiser-Team gewonnen wurden, so lassen die nachfolgenden Zahlen dennoch die Klasse der Fahrer erkennen:
In der Teamgeschichte von 1978 bis 1984 sind die insgesamt 29 Fahrer des Brauneiser Renntechnik-Teams in den Ergebnislisten der Rennveranstaltungen durchweg unter den Spitzenplätzen zu finden. Die Liste der Fahrer setzt sich wir folgt zusammen: Franz-Josef Bröhling, die Brüder Axel Felder und Jochen Felder, Jörg van Ommen, Olaf Manthey, Bernd Hahne, Heinz Müller, Sigi Müller jun., Robert Brombach, Fred Rostberg, Paul Hulverscheid, Uwe Reich, Pierre Honegger, Heinz Müller, Lothar Dahlen, Friedrich Scholl, Dieter Sturm, Willi Wipperfürth, Wilfried Eichen, Karl Linz, Wilfried Selbach, Robert Baumann, Bernd Lier, Winfried Maiworm, Reiner Gülker, Peter Prang, Manfred Lauderbach, Bodo Jähn, Rainer Teitscheid, Julius Berger, Helmut Gall und Michael Bitschnau. |
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Ab 1984 Teameinsatz heruntergefahren Nach mehr als fünf Jahren intensiver Teamarbeit mit teils acht eigenen Fahrzeugen sowie der Betreuung zahlreicher Kundenautos mit Renntechnikteilen wollte Gerd Brauneiser etwas zurückschalten. Inzwischen hatte er mit seinen Tuninggeschöpfen nationale und internationale Siege eingefahren, die seine Klasse und seine Fähigkeiten mehr als ausreichend unter Beweis gestellt hatten. Er, der gelernte Fliesenleger aus Köln, hatte zahlreichen Größen in der Szene das Fürchten gelehrt und gezeigt, wie es geht. Auch sein zu der Zeit bester Fahrer Olaf Manthey war 1984 so weit, dass er beschloss, das Team zu verlassen und sich mit einem eigenen Team selbständig zu machen. Die internationale Bewerber-Lizenz wurde deshalb für 1984 nicht mehr erworben. Seine bis dahin erreichten Erfolge machten ihn zu einem gefragten Mann in der Rennsportszene, wenn es ums Tuning ging. Auch in den Jahren nach 1984 erreichten ihn somit immer wieder Herausforderungen, indem er sich mit den Autos seiner Freunde bzw. „Kunden“ beschäftigen konnte, die damit weiterhin schnell und erfolgreich auf den Rennstrecken unterwegs waren.
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Der vom Stamm gefallene Apfel Gerd Brauneisers 1976 geborener Sohn Hans-Gerd, hatte schon als Kind die Rennsportaktivitäten seines Vaters sehr aufmerksam miterlebt und das hatte sehr nachhaltige Folgen. Fliesenleger kam für ihn gar nicht erst in Betracht. Dafür hatte er zu viel Leidenschaft für Autos und deren Tuning von seinem Vater geerbt. Insofern verwundert es nicht, dass er nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Feinmechaniker machte. Rheinlandgarage seit 2007 Im Jahr 2007 gründe er schließlich mit seinem Freund Sauer und Thomas Uhles die freie Autowerkstatt Rheinland Garage GbR. Inzwischen ist René Sauer als Mitgesellschafter ausgeschieden, sodass Hans-Gerd Brauneiser und Thomas Uhles heute die einzigen Gesellschaft der GbR sind. Während in den ersten Jahren die üblichen Leistungen für alle aktuellen und historischen Fahrzeuge von dem Unternehmen angeboten wurden, beschränken sich die beiden heute ausschließlich und dafür nun vollständig auf historische Straßen- und Rennfahrzeugen, Exotenfahrzeuge sowie dem Fahrzeug-Aggregatebau. Die beste Werbung für die beiden ist außer den motorsportlichen Akzenten, die Gerd Brauneiser bereits in den 1970er und 1980er Jahren gesetzt hatte, das eigene motorsportliche Engagement in Rennserien für historische Fahrzeuge, deren Popularität seit den 1990er Jahren wächst. So sind die beiden ebenso wie ihre vielen Kunden in den historischen Rennserien im In- und Ausland unterwegs.
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2021 befasste sich die Rheinlandgarage u.a. mit der Restaurierung der „Lisa“, einem jeden schnellen Escort MK2, mit denen das Braueiser-Team Ender der 1970er und 'Anfang der 1980er Jahre erfolgreich im Tourenwagen-Sport unterwegs war. Da dieses eine eigene Geschichte ist, führt der nachfolgende Link Hier
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ptlemberSwisttal, im Seü 2021
Text: Hans Peter Schneider Fotos: Archiv Gerd Brauneiser und Hans Peter Schneider