Nachruf zu Tod von Friedhelm Zabel † |
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Ein Stern ging auf „Mit 60 wird wieder alles besser, Walter“, meinte Friedhelm Zabel, als er Walter Netterscheid zu dessen 57-sten Geburtstag gratulierte. Auch nach Jahren vergaß er die Geburtstage seiner Freunde nicht und meldete sich zumindest telefonisch. Der Spruch selbst war typisch für ihn, den Optimisten aus dem Rheinland, der lebensfroh war und absolut kein Kind von Traurigkeit. Unter fröhlichen Menschen fühlte er sich am wohlsten. Den Blick stets sportlich nach vorne und am liebsten auf die positiven Seiten des Lebens gerichtet. Jammern und Schimpfen waren nicht so seine Sache. Motocross spielte in seinem Leben die zentrale Rolle. In jungen Jahren war er zunächst auf der Solomaschine unterwegs und wechselte 1972 ins Gespannlager. Dort gewann er zusammen mit seinem Beifahrer Martin „Tino“ Bichler 1975 den OMK Pokal, nachdem die beiden im Jahr zuvor schon die Vizemeisterschaft in dieser Nachwuchsserie gewonnen hatten. Da sah Zabel für sich aber auch schon eine Zukunft im Handel mit der Technik zum Motocross-Gespannsport. Von Freilingen in der Eifel aus importierte er zusammen mit Otto Hermeling die englischen Wasp-Fahrgestelle, die in den 1970er Jahren das Non-Plus-Ultra in dieser Sportart darstellten. Zabel befasste sich dabei vornehmlich mit dem Tuning der Motoren. Reinhard Böhler und sein Beifahrer Siegfried Müller errangen mit der von Hermeling und Zabel gelieferten Technik 1980 den ersten und bisher einzigen WM-Titel von Deutschen in der Motocross-Gespannklasse. Dann trat Walter Netterscheid auf den Plan. Von Hans-Geog Peppinghaus war er auf den Geschmack für den Einsatz eines leichten Zweitakt-Gespanns gekommen. Der Einsatz 1984 zusammen mit seinem Beifahrer Hoormann endete erfolgreich mit dem Gewinn des Vizemeistertitels in der Deutschen Meisterschaft. Friedhelm Zabel hatte da schon genau auf die beiden geschaut, und als diese für 1985 um Unterstützung bei Zabel baten, sagte dieser nicht nein. Zabel hatte erkannt, welches Sieg-Potenzial in der ca. 50 kg leichteren Zweitakttechnik gegenüber den bisher etablierten Viertaktern steckte und sah in Netterscheid die geeignete Person, mit der er sich gemeinsam auf diesen neuen Weg begeben konnte. Vom anfangs nur bereitgestellten Honda-Motor ging es über einen mit Unterstützung von Hermann Walgenbach aufgebohrten Maico-Motor schließlich zur Entwicklung des leistungsstarken Einzylinder Zweitaktmotors, der endgültig Zabels Namen trug. Die Details zu dieser Geschichte finden sich weiter oben auf dieser Homepage und sollen an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Walter Netterscheid war der Fahrer, der diese Entwicklung mit allen Experimenten, Fortschritten und Rückschlägen an der Seite Zabels mitgemacht hatte. Als Ergebnis dieser Entwicklung stellten sich die großen sportlichen Erfolge für Zabel Ende der 1990er Jahre ein. Diese suchten ihresgleichen: Nicht weniger als 15 Weltmeisterschaften wurden seit 1998 mit Zabels Motoren gewonnen, wovon alleine 10 vom niederländischen Ausnahmefahrer Daniel Willemsen errungen wurden. Der Platz hier würde kaum reichen, alle die Sieger von nationalen Meisterschaften und Rennserien aufzulisten, zu denen Zabels Motoren geführt hatten. Ein Baustein
zu seinem Erfolg war seine preußische Gründlichkeit,
die seiner rheinischen Frohnatur nicht im Wege stand. Das Fahrerlager, dieser wöchentliche Zirkus in der Zeit von März bis Ende Oktober, war dabei Teil seiner Familie. Höchstselbst tauchte er zumindest bei jedem WM-Lauf auf, auch wenn dazu Tausende von Kilometern bis nach „Russland“ zu fahren waren. Keine Krankheit konnte ihn ernsthaft davon abhalten. Schon am Freitag vor dem Sonntagsrennen war er da. Sein Campingbus war mit umfangreichen Ersatzteilen und einer vorzüglichen Werkstatt ausgestattet. Vielen seiner internationalen Kunden lieferte er im Fahrerlager die georderten Ersatzteile aus oder nahm gar selbst die Reparaturen der Motoren vor. Ein schneller Zabel-Motor steht 2011 in einer Ecke des Werkstattteils von Zabels Wohnmobil. 88 PS aus knapp 700 ccm. Das geringe Gewicht sieht man ihm direkt an. Um die Zabel-Motoren kümmert sich nach Zabels Tod der Belgier Davy Maris Eine Sitzgruppe aus Biertisch und Bierbänken stand immer vor seinem Wohnmobil. Diese war Treffpunkt aller, die ihn kannten und mal auf ein Wort und etwas zu trinken vorbeischauten. „Friedhelm, weißt Du auch, dass es morgen über 35°C heiß werden soll“, wurde er in Strassbessenbach von einem seiner Besucher gefragt. Zabel mit seinen stattlichen ca. 2 Meter Körpergröße und beeindruckenden ca. 140 kg Körpergewicht schaute kurz nachdenklich und antwortete: „Dann weiß ich jetzt schon, was ich morgen den ganzen Tag machen werde!“ Alle waren in der anschließenden Pause sehr gespannt auf das, was das wohl sein würde. Mit schelmischem Blick erklärte Zabel sodann: „Ich tue mich nicht bewegen.“ Alle lachten mit dem Rheinländer, der auch über sich selbst lachen konnte, wenn es zum allgemeinen Frohsinn beitrug. Im Bild die Biertisch-Sitzgruppe, an der Friedhelm Zabel gerade sitzt Millionen
Euro scheffelte Zabel in der
Nischensportart Gespann-Motocross indessen nicht. Mit seinen
Fähigkeiten und Talenten hätte er dazu beruflich andere
Wege gehen müssen. Im Sommer 2020 ereilte Friedhelm Zabel ein Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Am 27.10.2020 starb er im Alter von 72 Jahren. So sehr, wie
Friedhelm Zabel mit der Szene verbunden war, so bestürzt und
bewegt reagierte diese auf seine Todesnachricht. Die
entsprechenden Bekundungen
in den Internetforen sind überwältigend und in all den
Sprachen der Länder, wo die Weltmeisterschaftsläufe
stattfanden. Genau so sieht es aus, wenn die internationale
Motocross-Szene sich tief verneigt vor diesem außergewöhnlichen
Mann und seinem Lebenswerk.
Im
November 2020 |
An Zabels Wohnmobil schaute jeder von Rang und Namen vorbei. Hier gab es Neuigkeiten, Getränke und manchmal auch was zum Lachen F riedhelm Zabel auf der Treppe zum Werkstattteil seines Wohnmobils im Gespräch mit Super-Weltmeister Daniel Willemsen Wartungsarbeiten an Daniel Willemsens Gespann zwischen Training und Rennen des niederländischen WM-Laufes in Oss 2011. Mit Zabel-Motoren errang Willemsen 10 Weltmeister-Titel
Hinweis Zum
Tod von Friedhelm Zabel schreibt Axel Koenigsbeck |
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