Zurück zur Geschichten-Übersicht
Jürgen Knübbens Jahre beim DAMCV In die Wiege gelegt Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Als Jürgen Knübben 1961 geboren wurde, fiel er aus diesem Grund auf die Cross-Piste und wurde quasi im Beiwagen groß. Es konnte ja auch gar nicht anders so sein, wenn mit seinem Vater das Familienleben von März bis Oktober an allen Wochenende an den Cross-Strecken Europas sich abspielte. Zwischen den Rennen legte die ganze Familie Hand an, wenn es darum ging, dass Gespann den Vaters für den Einsatz am nächsten Wochenende vorzubereiten. „Auch meine gute Mutter putzte montags am Gespann mit, ebenso wie auch meine jüngeren Geschwister, sobald sie alt genug dafür waren“, erinnert sich Jürgen Knübben. „Wir, die ganze Familie, wir hatten alles für den Motocross-Sport gegeben: Geld, Zeit, Tag und Nacht. Das war unser Leben. Mein Vater war in unserer Familie der „Werksfahrer“, mein Onkel Heinrich der Sponsor und ich kümmerte mich schon sehr früh ums Motorrad“, so Jürgen Knübben. Wenn dann am nachfolgenden Wochenende für die Fahrt zum nächsten Rennen das Gespann auf dem Hänger stand, dann sah das immer aus wie gepellt. Alle hatte verstanden: Um fit für den Sieg zu sein, musste alles top sein, halbe Sachen reichten nicht.
Jürgen war das älteste von Konrad Knübbens Kindern. Es folgten noch zwei Söhne und zwei Töchter. Sie alle wuchsen – wie sollte es bei denen anders sein – ebenfalls an der Cross-Piste auf, atmeten bei Trockheit den Staub ein, den die motorisierte Meute, einschließlich dem Vater, auf der Piste produzierte und stapften mit Schlammplaggen an den Stiefeln, wenn es regnete. Vaters Rennerfolg war das Ziel, an dem sie alle arbeiteten. Sonntags abends nach dem Rennen war vor dem Rennen am nächsten Sonntag. Von den Knübben-Kindern war jedoch offenbar keines so sehr vom Gespann-Motocross angesteckt, wie Jürgen. Beim Betrachten der alten Fotos fällt schon auf, dass es immer Jürgen mit seinem Blondschopf ist, der mit seinem Vater am Gespann oder auf dem Siegerpodest abgebildet ist. Im zarten Alter von zwölf Jahren fuhr Jürgen das Gespann seines Vaters zur technischen Abnahme und wenn der „Werksfahrer“ nach einem Rennlauf ins Fahrerlager zurückkehrte und noch weitere Rennläufe zu fahren waren, da wusste er auch schon, was am Motorrad zu kontrollieren und zu warten oder reparieren war.
|
|
||
Und … „sagte nie ein Wort dazu“ Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, dass Jürgen Knübben selbst auf der Rennstrecke am Lenker und am Gas drehte. „Für mich war klar: Ich fahre Motocross. Ich fahre nicht solo, ich fahre direkt Gespann!“, so Jürgen Knübben. Sein erster Gespann-Rennstart war 1977 mit 15 ½ Jahren bei einem Rennen des DAMCV in Roggendorf. Die Älteren erinnern sich sicher noch an diese Strecke, die mit all ihrem Sand und den Wellen (Waschbrettpiste) auch sehr gut nach Holland gepasst hätte: „Ich kam mit der Strecke bei dem ersten Rennen überhaupt nicht klar, hatte mehrere Stürze, wurde auch noch überrundet und beendete das Rennen weit abgeschlagen. Die eigenen Erwartungen waren sehr hoch, wen wundert das bei Jürgens noch junger Biografie, dementsprechend groß war jetzt die Enttäuschung. Und natürlich gab es da die vielen strengen Beobachter aus der Fan-Gemeinde seines Vaters: Auch die hatten sehr hohe Erwartungen und meinten nach dem Rennen enttäuscht zu diesem: „Ja Kunnes, das mit deinem Jungen, das gibt nie etwas!“ Diese Äußerungen bekam auch Jürgen von diesem „Fankreis“ zu hören. Sie machten alles nur noch schlimmer. Am Abend seines ersten Renntages stand Jürgen da, „wie am Boden zerstört“. Nun sollte man meinen, dass der erfolgreiche und rennsporterfahrene Vater seinen Sohn Jürgen mit konstruktiver Kritik und guten Ratschlägen beiseite gesprungen wäre. Aber weit gefehlt: Der schaute nur zu und schaute und schaute und sagte „nie ein Wort dazu“. „Was sollte ich dem auch sagen?“, erinnert sich Konrad Knübben, „der Jürgen hatte von kleinem Baby an, als er noch gar nicht laufen konnte, alles sehr aufmerksam miterlebt. Der war noch kein Jahr alt, da saß der schon bei mir auf dem Tank und fuhr mit mir zusammen zum Start hin. Das was ich und die anderen beim Rennen machte, beobachtete er als Kind schon sehr aufmerksam. Als er dann selbst mit der Rennerei anfing, da sollte er fahren was er konnte und dann war es gut“. Auf das wenig erbauliche erste Rennen in Roggendorf folgte das zweite Rennen in Kerpen-Ahrhütte. „Und richtig, da stand ich am Ende schon auf dem Siegerpodest“, so Jürgen Knübben lachend. „Ich war ja auch zu 100 Prozent motiviert. Mir brauchte niemand etwas zu sagen“. Teilnahme an den DAMCV-Rennserien Jürgen startete bei den DAMCV-Rennserien durch, 1977 zunächst mit der Juniorenmeisterschaft und war dabei so erfolgreich, dass er im nachfolgenden Jahr schon um die DAMCV-Meisterschaft mitfuhr. Im zur Seite im Beiwagen stand dabei sein Vetter Manfred Knübben. Die Platzierungen waren regelmäßig im ersten Drittel des Teilnehmerfeldes zu finden. Netterscheid/Overkamp gewannen 1978 die Meisterschaft, dicht gefolgt von Jürgens Vater Konrad mit dessen Beifahrer Jan de Wild. Jürgen und Manfred Knübben beendeten die Meisterschaft mit dem siebten Platz. Als Gespann diente dabei eine Yamaha-Wasp mit dem hubraumvergrößerten Motor der XS 650. 1979 konnten Jürgen und sein Vetter bereits die DAMCV-Meisterschaft für sich entscheiden. Sein Vater Konrad Knübben, der mit Elmar Geulen im Boot unterwegs war, belegte in dem Jahr den vierten Gesamtrang. Beim familieninternen Duell der Knübbens, das ausschließlich auf der Rennstrecke vollzogen wurde, hatte Jürgen nun also den ersten Platz eingenommen und sich gleichzeitig zur Teilnahme an den Rennen zur IMBA-Europameisterschaft qualifiziert. 1980 schied Jürgens Vetter Manfred für mehrere Jahre als Beifahrer aus und Jürgen nahm den Beifahrer seines Vaters aus dem Vorjahr in sein Boot: Elmar Geulen. Die Kombination Knübben/Geulen gewann in den Jahren 1980 bis 1981 jeweils die DAMCV-Meisterschaft und nahm zudem an den Europameisterschaftsläufen der IMBA teil. Sein Vater Konrad war dabei bis 1980 durchweg sein Wettbewerber bei denselben Rennläufen und belegte direkt hinter seinem Sohn den hervorragenden zweiten Platz in der Meisterschaft. 1981 hielt sich erstmals die Rennbeteiligung Konrad Knübbens sich in Grenzen. Er erkannte nun zunehmend seine Aufgabe darin, seinen Sohn im Team anderweitig zu unterstützen. Als Jürgen 1982 zur OMK-Rennserie wechselte, war dieses ein Grund für seinen Vater, die Rennfahrerei so weit einzustellen, als dass der Gewinn einer Rennserie nicht mehr zu seinem erklärten Ziel gehörte. Seine Rennen-Teilnahmen dienten nur noch der Freude am Motocross-Fahren. |
|
||
Swisttal, im Dezember 2015
Text: Hans Peter
Schneider
Fotos: Archiv Knübben und Hans Peter Schneider