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Kamradt und die Oldtimerei Eigentlich war es für Wolfgang Kamradt naheliegend. Wenn er schon Motorrrad-Motorenteile überholt - und oft genug sind das Teile edler Oldtimer - warum sollte er für sich selbst neben seiner Yamaha XT 500 aus 1976 und seiner Honda NTV 650 denn nicht auch noch einen Oldtimer anschaffen. Zuerst legte Kamradt sich eine seltene Scott zu, um damit beim VFV an Gleichmäßigkeits-Prüfungen teilnehmen zu können. Als er diese jedoch etwa zur Hälfte restauriert hatte, ging ihm die Lust daran verloren und die Scott blieb zunächst einmal stehen. 1992 kaufte er sich eine Moto Guzzi Airone aus dem Jahre1952 als "totalen aber vollständigen Schrotthaufen". Die Restaurierungsmaßnahmen dauerten bis 1995. Die knappe Freizeit neben dem eigenen Unternehmen ließen ihm keine andere Wahl. Am 1. Mai 1995 war die Airone so weit fertig und zugelassen, dass er damit bei der Rallye in Dom Esch teilnehmen konnte. Seitdem hat er bis heute mit dem Oldtimer über 60.000 km zurückgelegt, was keine alltägliche Leistung für einen Oldtimer ist.
Den Motor stattete er zwischendurch mit einem hervorragenden und passenden Kolben von Kawasaki und einem Ölfilteradapter für die vorhandene Ölpumpe aus. Die Ölfilterkartusche brachte er unter dem Motor an, wo sie auf den ersten Blick nicht gleich auffiel. Diese diskreten Modernisierungsmaßnahmen trugen erheblich zur Betriebssicherheit der Airone bei. "Mit dem Motor kann ich seitdem 6.000 km fahren, ohne dass Öl zu wechseln oder auch nur nachzufüllen wäre. Man sitzt sehr bequem auf dem Motorrad und es fährt sich auch sehr angenehm handlich. Sie hat eine gut funktionierende Telegabel, eine genau so gut funktionierende Hinterradschwinge und einen breiten gefederten Schwingsattel. Sonntagstouren von 200 km bis 300 km sind die Regel. Eine ganze Tankfüllung für 360 km könnte an einem Stück ohne abzusteigen gefahren werden - wenn es denn sein muss oder die Landschaft schön ist. Mal eben so bis nach Luxembourg und zurück hat es auch in diesem Jahr schon gegeben", lacht Kamradt nicht ohne Stolz. 1996 nahm er mit der Guzzi an der Oldtimertour "2.000 km durch Deutschland" teil. "Diese Tour war hervorragend organisiert!", erinnert sich Kamradt gerne zurück, auch wenn damals etwa 180 Autos und nur 15 Motorräder daran teilnahmen. Seine Kameraden aus dem MSC-Porz, Hans Cramer und Hans-Otto Hüsemann nahmen ebenfalls teil und sorgten stets für angenehme Gesellschaft. Gestartet wurde die Oldtimertour in Mönchengladbach und führte von dort aus innerhalb einer Woche rund durch Deutschland. Dabei gaukelte der Name der Tour "2.000 km durch Deutschland" falsche Zahlen vor, denn am Ende waren es schließlich mehr als 3.100 km. Der Freude daran konnte dieses jedoch keinen Abbruch tun. In den Jahren 1997 und 1998 sahen die gleichnamigen Touren Wolfgang Kamradt erneut als Teilnehmer. Nach drei Jahren Pause erfolgte 2001 noch ein letztes Mal eine Teilnahme. Da waren Wolfgang Kamradt und sein Freund Hans Cramer noch die einzigen, die die Tour mit einem Motorrad angingen. "Als die Übrigen nur im Auto fuhren, machte die Tour aber keinen Spaß mehr", zieht Kamradt seinen Schlussstrich. Nachfolgend nahm Kamradt sieben mal an der Dreitagesfahrt in Herrenberg "Schwarzwald-Alb-Fahrt" teil, bei der von Herrenberg ausgehend die ca. 50 Teilnehmer über Tagestouren mit Streckenlängen von ca. 200 km durch die Umgebung geführt werden. "Das waren im Grunde nur schöne Spazierfahrten. Deshalb hatte ich es mir nicht nehmen lassen, bei zwei Teilnahmen die An- und Rückfahrt jeweils mit der Guzzi auf eigener Achse zu fahren. 400 Landstraßenkilometer war die einzelne Wegstrecke in Etwa lang", erinnert sich Kamradt lachend. Seit 2003 nimmt Wolfgang Kamradt regelmäßig an der ADAC-Fahrt Motor Classic teil. Wegen der offenbar einfacheren Genehmigungsverfahren finden diese Veranstaltungen schon seit vielen Jahren nicht mehr in Deutschland, sondern im benachbarten Ausland statt. Darüber hinaus taucht Wolfgang Kamradt mit seiner Airone in unserer Region gerne überall dort auf, wo Veranstaltungen mit Oldtimern sind - und das stets auf eigener Achse. |
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Milano Taranto Ein Highlight im Rahmen seiner Oldtimeraktivitäten war die Teilnahme an der Veranstaltung "Milano Taranto" im Jahre 2008. Dabei handelt es sich sozusagen um die Mille Miglia für historische Motorräder. Bis in die 1950er Jahre war das noch ein richtiges Landstraßen-Wettrennen für Motorräder über ca. 1.300 km von Mailand bis nach Taranto. Die gleiche Strecke wird seit den 1990er Jahren sozusagen als "Erinnerungsrennen" für Oldtimermotorräder gefahren. Natürlich geht es dabei heute nicht mehr um ein Renntempo-Rennen sondern um das gemeinschaftliche Nacherleben einer historischen Rennveranstaltung, um schöne Ansichten unterwegs, gutes Essen und Trinken und natürlich um das Ankommen. Die ganze Veranstaltung dauert sechs Tage und wer schließlich im Ziel in Taranto auf eigener Achse seines Motorrads einrollt, erhält einen ansehnlichen Pokal. Auch in Zukunft wird es noch viele Möglichkeiten geben, Wolfgang Kamradt in Deutschland und im benachbarten Ausland auf seiner Moto Guzzi Airone zu begegnen. Die Lust und Freude am Motorradfahren ist ungebrochen und die Guzzi ist sehr gut gerüstet.
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Swisttal, im Dezember 2012
Text: Hans Peter
Schneider
Fotos: Archiv Wolfgang Kamradt und Hans Peter Schneider