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Auswanderung nach KanadaMut und
Kampfgeist bewies Helmut Clasen nicht nur im Sport. Bei einem
Familienbesuch in Kanada 1967 lernte er die Lebens- und
Arbeitsverhältnisse in Kanada kennen. Nur bis 1968 überlegte
er, dann kam der Entschluss: Auswanderung nach Kanada. Seine
ehemalige Verlobte Hannelore hatte sich inzwischen mit ihm
getraut und mit ihm eine Familie gegründet, die außer
den Eltern noch aus der erstgeborenen Tochter Andrea und dem
zweitgeborenen Sohn Michael bestand. Nicht nur, dass Hannelore
Helmut seit 1956 zu allen Geländesport-Wettbewerben
begleitete, sie stimmte auch der Auswanderung mit der kompletten
Familie zu und nahm alle damit einhergehenden Strapazen der neuen
Heimat auf sich. Schließlich galt es, sich zu arrangieren
mit einer anderen Lebensart und Kultur, weit weg vom Rheinland
und einer neuen Landessprache, die so sehr anders war als die
vertraute Muttersprache. Zum Geldverdienen nahm Helmut Clasen in den ersten Monaten zunächst verschiedene Jobs an. Natürlich hatte er aber außer seiner Familie auch seine Liebe zum Motorradsport mit nach Kanada genommen. Der Kontakt zur kanadischen und nordamerikanische Offroad-Szene kam schnell zustande und so trat er schon 1969 als Mitglied dem örtlichen Motorsport-Club, dem S.C.R (Steel City Riders) Hamilton bei. Sein fahrerisches Talent und seine Kompetenz in Sachen GS- und MC-Motorräder kamen in der Neuen Welt an: Schon bald wurde er dort für Motorrad-Reparaturen und -Umbauten gerne von seinen „Kunden“ in Anspruch genommen. Schon 1969 war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sein offizielles Geschäft als Motorradhändler eröffnete. Damit war er, wie es auf seiner Facebook-Seite heißt, „self-employed“. Motorradhändler
und erfolgreicher Offroad-Sportler
„Old Big“ John Penton aus Amherst im US-Bundesstaat Ohio war ja nicht nur der erste KTM-Importeur für die USA, er war es auch, der 1967 Hans Trunkenpolz, den damaligen KTM-Besitzer, dazu bewegen konnte ein hochwertiges Motocross- und Geländsport-Motorrad für die125 ccm-Klasse zu bauen. Für den US-Markt sollte die Maschine mit dem Fünfgang-Sachs-Motor und Frischölschmierung ausgerüstet werden. Nach der Präsentation eines Mustermotorrades, das den Vorstellungen Pentons sehr gut gefiel, orderte der daraufhin für den US-Markt 1.000 Exemplares dieses Motorrads an und war damit auf Anhieb sehr erfolgreich. Die durch die Amerikaner damit errungenen Sporterfolge sorgten für sehr gutes Folgegeschäft und waren letztendlich auch für KTM richtungsweisend. Mehr zu diesem Thema ist z.B. auf der Homepage von Zweirad-Grisse zu finden.
Helmut Clasen und John Penton hatten gemeinsam an den Sixdays 1962 in Garmisch-Partenkirchen teilgenommen, und zwar Penton auf einer selbst hergerichteten Gelände-BMW R 27. Die beiden kannten sich seitdem persönlich, schätzten einander sehr und pflegten gute freundschaftliche Beziehungen. Mit Clasens Einwanderung in Kanada und der Fortsetzung seiner Geländesportaktivitäten auf dem amerikanischen Kontinent, also auch in den USA, intensivierte sich diese Freundschaft. So verwundert es nicht, dass Clasen mehr als zwei Jahrzehnte „Erster Händler“ für KTM war und in den 1990er Jahren für vier Jahre der kanadische Importeur. Helmut Clasens eigene motorsportlichen Aktivitäten und seine überaus erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Motocross- und Geländewettbewerben war die beste Reklame für sein wachsendes Unternehmen.
Großartige sportliche Bilanz 1971 schaffte er es für seine neue Heimat Kanada als erster, die Goldmedaille bei der Internationalen Sechstagefahrt zu erringen, und zwar auf der britischen Insel Man. Für diese Leistung wurde er vom Premierminister seiner neuen Heimat, William Grenville „Bill“ Davis, zur großen Gala der besten Sportler des Landes eingeladen. Das war schon eine besondere Ehre – nicht nur für einen Neu-Kanadier.
Einmal nachgerechnet kommt man zu dem
Ergebnis, dass Helmut Clasen in 50 Jahren ca. 1.500 Wettbewerbe
mit dem Motorrad bestritten hatte. Das sollte erst mal jemand
nachmachen. Leo Keller, einer seiner Mitstreiter und Freunde seit Jahrzehnten und ausgesprochener Kenner der Geländesport-Szene schreibt in MO GS, Heft 2 (siehe unten), dass Helmut Clasen „in Nordamerika zur Gelände-Legende“ wurde. In seinem Club S.C.R Hamilton und in etlichen anderen Clubs in Kanada und den USA ist er heute Ehrenmitglied. Im MSC Porz, in dem er schon seit der Gründung Mitglied ist, hat er es allerdings bis heute noch nicht bis zu einer solchen Ehrenmitgliedschaft geschafft. Kanada und USA liegen eben nicht im Rheinland. In der Szene ist Helmut Clasen mit seiner interkontinentalen und überragenden Motorradsport-Geschichte eine besondere Persönlichkeit. Derweil belebt er diverse einschlägige Internet-Foren immer wieder mit fachlicher Kompetenz, Witz und kurzweilig erzählten Anekdoten, und zwar in deutscher und in englischer Sprache. Ein Besuch in diesem Foren lohnt sich allemal. |
Sixdays 1971 auf der Isle of Man
Zum Bericht von den Sixdays 1971 auf der Isle of Man Sixdays 1976 in Österreich
Zum Bericht von den Sixdays 1976 in Österreich Zu Clasens Fotoalbum über die ISDT in Österreich Sixdays 1989 in Walldürn (D)
Mehr zur Teilnahme in Walldürn Service-Einsatz bei nachfolgenden Sixdays Zufriedene Kunden sind weltweit wichtig fürs erfolgreiche Geschäft. Am überzeugendsten wirkt auf die Kunden, wenn man dort dabei ist, was ihnen am wichtigsten ist. Das hat ein Freidhelm Zabel verstanden, wenn man ihn heute regelmäßig bei allen wichtigen Rennen in der Crossgespannszene findet und bei Helmut Clasen war das nicht anders. Und als einer, dem der Geländesport durchs Blut fließt war Helmut Clasen mit Leib und Seele voll dabei, das kam bei seinen Kundengut an. Schließlich blickte Clasen da schon auf die Erfahrung von Jahrzehnten zurück.
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Zu
Helmut Clasens Fotoalbum |
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Text: Hans Peter
Schneider
Fotos: Archiv Helmut Clasen