Netterscheids Beifahrer |
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Ein Renngespann ist ohne Beifahrer nicht fahrbar Eigenartige Fahrtechnik
Teamarbeit Ohne Beifahrer – dieser kann während eines Rennens auch schon einmal verloren gehen - ist ein Renngespann unfahrbar. Spätestens, wenn der Fahrer zum leeren Seitenwagen hin einlenkt, kommt dieser schnell und kaum noch haltbar in die Höhe. Um einen Sturz zu vermeiden, ist der Fahrer sodann genötigt in die andere Richtung zu lenken, die aber nicht immer für ein solches Fahrmanöver geeignet ist. Beim Verlust seines Beifahrers während der Fahrt ist es je nach Fahrsituation und Streckenverlauf für den Fahrer nicht einfach, das Gespann ohne Sturz zum Stehen zu bringen. Fällt einer aus dem Team - Fahrer oder Beifahrer – einmal für längere Zeit aus, ist es selbstverständlich, dass der verbliebene kurzfristig nach einem anderen geeigneten Partner Ausschau hält, um ggf. die Meisterschaft noch zu Ende fahren zu können.
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Hubert Overkamp ist Jahrgang 1954, wohnt in Buschhoven und ist von Beruf Kraftfahrzeugelektiker. Er war in der Zeit von 1976 bis 1981 Walter Netterscheids Beifahrer. Netterscheids Beifahrer der ersten
Stunde
Die Bundeswehr zeigte sich einsichtig An einem der letzten Tage der dreimonatigen Grundausbildung mussten die fertigen Rekruten antreten und bekamen von dem für das Personalwesen zuständigen Hauptfeldwebel der Kompanie sodann mitgeteilt, wohin sie denn in Kürze versetzt würden. Der las dazu aus einer Liste vor, die ihm von einer übergeordneten Dienststelle übergeben worden war. Tatsächlich wurden – entsprechend der damaligen NATO-Strategie – die meisten der Rekruten in den hohen Nord-Osten unserer Republik versetzt. Hubert Overkamp hatte zu dem Zeitpunkt auch schon mitbekommen, dass er in Norddeutschland einer Stammeinheit zugewiesen werden sollte. Als dann die Reihe an ihn kam, stutzte der Personalwesen-Mann beim Lesen in seiner langen Liste mit dem Hinweis: „Halt, hier ist ein Sondereintrag!“, murmelte etwas vor sich hin und fuhr sodann fort: „Overkamp kommt nach Kerpen. ...“. Hubert Overkamp war unter diesen Umständen mehr als nur überrascht. „Ich hatte zu der Zeit ja nur noch Probleme im Kopf: Wie komme ich nach Hause? Die langen Fahrtzeiten! Wie sollten wir trainieren? Auch sah ich den Walter abends schon alleine in seiner Garage schrauben", erinnert sich Overkamp, „und nun, der Satz >Overkamp kommt nach Kerpen<! Der hatte alle diese Probleme mit einem Schlag gelöst". Damit war für Netterscheid/ Overkamp „die Welt wieder in Ordnung“ und die Beiwagenbesetzung für die nächste Zeit gesichert. Zwar hatte Hubert Overkamp niemals bei Peter Rhein nachgefragt, aber er kann sich den „Sondereintrag“ bis heute nicht anders erklären, als dass durch dessen Einsatz die für die Versetzung des ausgebildeten Rekruten Overkamp zuständig Stelle beeinflusst wurde. Motorradsport im Gelände wurde damals schließlich auch von der Bundeswehr wertgeschätzt. Kurze Zeit nach seiner Ankunft in seiner Stammeinheit Kerpen tauchte an seiner Dienststelle plötzlich und unerwartet der Spieß der Sanitäts-Kompanie auf und wollte Hubert Overkamp sprechen. Als Hubert den sah, erkannte er in ihm sofort den Streckensprecher der Moto-Cross-Rennen in Freilingen und Dom Esch. Der stellte sich sodann als Hermann-Josef Deutschbein vor, der sich selbst für diesen Sport begeisterte und Vorstandsmitglied in dem bekannten MSC Euenheim war.
„Von da an lief alles noch viel besser: Für den Fall, dass ich am Wochenende mit Walter Netterscheid einen IMBA-Lauf in England oder der Schweiz zu fahren hatte und deshalb auch noch den Freitag vorher und den Montag danach wegen der Reiszeiten benötigte, sorge Deutschbein für die entsprechenden Freiräume. Ich weiß nicht, was der Hermann mit meinem Kompaniechef besprochen hatte, aber es lief alles ohne Probleme und das war sehr hilfreich." Über die Beziehung zu Hermann Josef Deutschbein reifte dann auch schnell der Entschluss, bald zur OMK zu wechseln und Mitglied des MSC Euenheim zu werden. Heute
noch dicke Freunde Als Hubert Overkamp Ende 1981 seine Beifahrertätigkeit beendete, half er Netterscheid regelmäßig bei den Wartungsarbeiten am Motorrad und fuhr als Mechaniker und Helfer mit zu den Rennen. Auch heute noch verbindet die beiden eine dicke Freundschaft.
† Ein Nachruf † Am 25. Januar 2020 verstarb Hubert Overkamp nach kurzer schwerer Krankheit. Für viele kam sein Tod überraschend. Alle, die ihn kannten, erinnern sich gerne an seine Klugheit, seine unvoreingenommene Aufgeschlossenheit, seine selbstlose Hilfsbereitschaft, seine Zuverlässigkeit, sein technisches Geschick, seinen eisernen Kampfgeist, seinen Humor und nicht zuletzt an seine Gelassenheit. Die Trauer unter seinen Freunden, zu denen sich auch der Autor dieser Zeilen zählt, ist groß. |
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Erich Mies ist Jahrgang 1953, kam aus 53945 Blankenheim-Freilingen in der Eifel und ist von Beruf Bäcker. Mit Erich Mies zusammen nahm Netterscheid erstmals an Weltmeisterschaftsläufen teil und wurde in der internationalen Szene bekannt. Die gemeinsame Zeit fällt in die Jahre 1982 und 1983. Erich Mies war zuvor eine kurze Zeit im Boot von Weltmeister Reinhard Böhler mitgefahren; jedoch fühlte sich Mies dort – warum auch immer – nicht so richtig wohl und nahm deshalb nach Hubert Overkamps Ausstieg gerne dessen Platz in Netterscheids Boot ein. Mit Erich Mies konnte Walter Netterscheid seine eigene mit Hubert Overkamp gewonnene fahrerische Entwicklung fortsetzen. „Der Erich war fahrtechnisch einwandfrei und hatte eine bemerkenswerte eiserne Kondition“, erinnert sich Walter Netterscheid gerne an ihn zurück.. Ende 1983 wollte Erich Mies nach elf Jahren im Beiwagen von Moto-Cross-Gespannen zeitlich etwas kürzer treten und nur noch gelegendlich sich selbst als Moto-Cross-Solofahrer betätigen. |
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Ralf Hoormann ist Jahrgang 1964, wohnt in 47608 Geldern, nahe der Grenze zu den Niederlanden und ist gelernter Zweirad-Mechaniker Zu Ralf Hoormann hatte Walter Netterscheid über seinen Mechaniker Günter Euskirchen 1983 einen Kontakt gefunden. Nachdem Erich Mies nicht mehr als Beifahrer zur Verfügung stand, war es möglich, dass sich Netterscheid/Hoormann zusammen schlossen. In der Zeit war Ralf Hoormann Bundeswehrsoldat. Seine Qualitäten als Beifahrer und nicht zuletzt auch seine sportlichen Erfolge im Gespann-Moto-Cross qualifizierten ihn für die bekannte „Sportkompanie“. Für Netterscheid war dieses ideal: Die Bundeswehr sorgte mit für die Fitness seines Beifahrers und es gab auch nie Probleme mit seinem Arbeitgeber, wenn mittwochs etwa zum WM-Lauf nach Finnland gestartet werden musste, von dem man frühestens am nachfolgenden Diestag wieder zurück sein konnte. Während Walter Netterscheid als hauptberuflicher Heizungsbauer bei seinem Chef Urlaub beantragen musste, gehörten solche Aktionen für Ralf Hoormann zum regulären Dienst in der Sportkompanie. Hoormann war auch bereit, sich mit Netterscheid zusammen auf die „Pioniertat“ mit dem Zweitaktmotor einzulassen, was ihm 1984 schon den Deutschen Vizemeistertitel und in den Folgejahren bis 1987 jeweils den Deutschen Meistertitel einbrachte. Mit Hoormann zusammen gewann Netterscheid seinen ersten WM-Lauf 1986 in San Marino. Wegen einer Verletzung und einer nicht prognostizierbaren Genesungszeit machte Ralf Hoormann im August 1987 seinen Platz im Boot frei. Nach seiner Genesung stieg Hoormann zunächst zu Jürgen Knübben und später als Ersatz für einen verletzten Beifahrer in das Boot des Niederländers Tom van Heugten. Danch sattelte Hoormann auf Quads um, mit denen er auf Moto-Cross-Pisten um die Deutsche Meisterschaft fuhr. Dort gehörte er stets zu den Spitzenfahrern und wurde 2009 gar Deutscher Vizemeister. Beruflich betreibt Ralf Hoormann heute den ehemals elterlichen Gärtnereibetrieb. |
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Jürgen Hassold ist Jahrgang 1963, wohnt in 91614 Mönchsroth und ist Kraftfahrer von Beruf. Zum Ende der Meisterschaft 1987 sprang Jürgen Hassold kurzfristig als Ersatz für den verletzten Ralf Hoormann ein und sicherte Netterscheid damit noch den Gewinn des dritten Deutschen Meistertitels in Folge. Aus den vorgenannten Gründen blieb Hassold auch 1988 in Netterscheids Boot. Netterscheid spricht heute noch begeistert von Hassold, dass er mit dem auf Anhieb sehr gut im Gespann harmoniert habe. Außerdem sei „der Jürgen ein verdammt harter Kerl“ gewesen. „Der sagte einmal zu mir, wenn ich mich mit den Händen nicht mehr festhalten kann, dann nehme ich die Ellenbogen“. Zusammen mit Hassold hatte Netterscheid 1988 seinen größten sportlichen Erfolg errungen: Neben dem vierten Titel Deutscher Meister in Folge, wurden die beiden auch noch Vizeweltmeister. Auch in die Saison 1989 starteten Netterscheid/Hassold nach ihren Erfolgen 1988 gemeinsam. Leider zog sich Jürgen Hassold schon früh in der Saison bei einem Rennen in den Niederlanden eine Rückenverletzung zu, deren absehbar langwierige Heilung einen neuen Beifahrer für die körperlich anstrengende Turnerei im Beiwagen erforderlich machte. Nach seiner Genesung fuhr Hassold wieder mit verschiedenen Chauffeuren im Gespann. Mit dem unvergessenen Ottmar Königsdorfer errang er 1993 in Australien gar den Titel „Internationaler Australischer Meister“. Es
kam ein Schiff gefahren |
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Lothar Jehle ist Jahrgang 1963, wohnt in 89155 Erbach bei Ulm und ist gelernter Landmaschinenmechaniker. Just in der Zeit, als Jürgen Hassold 1989 zum Beginn der Saison verletzungsbedingt als Beifahrer ausfiel, hatte Lothar Jehles Stammfahrer Dietmar Schmid das gleiche Problem. So kam Jehle als Ersatz für Hassold in Netterscheids Boot. Die beiden fanden sich bald in fahrerischer Harmonie zusammen und konnten die Deutsche Meisterschaft mit dem Vizetitel und die Weltmeisterschaft mit dem 8. Platz abschließen. In
den Jahren 1990 und 1991 waren Netterscheid Jehle als
eingespieltes Team sehr erfolgreich, indem jeweils die Deutsche
Meisterschaft gewonnen und in der Weltmeisterschaft auf Platz 4
gefahren wurde. Nach
Netterscheids Beinbruch 1992 und dem damit verbundenen
langfristigen Ausfall fuhr Jehle im Beiwagen von Michael
Garhammer und erreichte mit diesem 1992 noch Platz 8 in der
Weltmeisterschaft. Lothar Jehle betreibt heute in Erbach ein Quad und Roller-Center. |
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Hans Georg Peppinghaus, genannt „Peppi“ ist Jahrgang 1943, wohnt in 42499 Hückeswagen. Zunächst fuhr Hans Georg Peppinghaus Moto-Cross-Rennen mit der Solomaschine. Als sich in Deutschland jedoch die neue Rennserie des Seitenwagen-Moto-Cross herausbildetet, war er von Anbeginn an dabei, und zwar zunächst als Beifahrer und das bei den Platzierungen immer ganz weit vorne. Mit Herbert Simon als seinem Chauffeur wurde er 1972 und 1974 der OMK-Pokalsieger im Seitenwagen-Moto-Cross bzw. Deutscher Meister. 1975 fuhr er im Boot von Eugen Siegle mit und erreichten in der damaligen Europameisterschaft – eine Weltmeisterschaft gab es 1975 noch nicht – den sechsten Rang. 1977 wechselte Peppinghaus zu Reinhard Böhler und schaffte mit diesem auf Anhieb den Titel des Vize-Europameisters. Hans Georg Peppinghaus war aber nicht nur als Beifahrer im Gespann-Cross aktiv, er pilotierte selbst auch immer wieder sein Moto-Cross-Gespann. Walter Netterscheid gab er den entscheidenden Anstoß, sein Renngespann von einem leichten Zweitaktmotor antreiben zu lassen, indem er ihn im Winter 1983/84 mit seinem von einem Einzylinder Zweitakt-Motor von Honda angetriebenen Gespann in Satzfey probefahren ließ. Hans Georg Peppinghaus gewann als Fahrer zusammen mit seinen Beifahrer Rainer Lichtentäler auf einem Wasp-Honda Zweitakt-Gespann 1984 den OMK-Pokal für Moto-Cross-Gespanne. In den Nachfolgejahren erreichte er immer wieder auch Spitzenpositionen bei internationalen Rennen. Dieses hinderte ihn jedoch nicht, ggf. bei dem einen oder anderen Spitzenfahrer selbst ins Boot zu steigen, etwa wenn der Stammbeifahrer – warum auch immer – eine gewisse Zeit lang ausfiel. So half er auch Walter Netterscheid hin und wieder aus einer Notsituation. Bekannt war Hans Georg Peppinghaus in der Szene als ausgesprochen guter Beifahrer, der sowohl fahrtechnisch als auch von seiner Fitness her Maßstäbe setzte. Auch heute noch ist er sportlich aktiv und nimmt regelmäßig an Triathlon- und Crossduathlon-Wettbewerben teil, die er meistens in seiner Alterklasse gewinnt. |
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Volker Peppinghaus ist Jahrgang 1969 und wohnt ebenfalls in 42499 Hückeswagen. Der Apfel fiel hier nicht weit vom Stamm, was nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit sein muss. Volker ist der Sohn des vorgenannten Hans Georg Peppinghaus. Offenbar war sein Vater ihm ein gutes Vorbild, jedenfalls hatte Volker Peppinghaus ebenfalls seine Leidenschaft für die Moto-Cross-Gespanne entdeckt . 1993 fuhr Volker Peppinghaus als Ersatzbeifahrer bei Alois Wenninger mit, der in dem Jahr die Weltmeisterschaft mit einem fünften Platz abschloss. 1994 war er schließlich Walter Netterscheids Beifahrer bis zu dessen letztem Rennen. 1995 hatte Volker Peppinghaus einen bösen Rennunfall, bei dem er sich eine Querschnittslähmung ab dem vierten Halswirbel zuzog und seitdem schwerstbehindert auf den Rollstuhl angewiesen ist. Aber auch mit dieser Behinderung ist er nach wie vor dem Moto-Cross-Sport verbunden. Mit Unterstützung spezieller Technik - er kann nur mit Kopfbewegungen vollumfänglich einen Computer bedienen - gehört er heute zu den Mitorganisatoren des Seitenwagen-Veteranen-Cup. |
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