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Wenn er einmal nicht auf einer Oldtimerveranstaltung der Region zu finden sein sollte, dann muss man damit rechnen, dass am selben Tag irgendwo in Deutschland oder im benachbarten Ausland eine Veranstaltung des Heinkel-Clubs stattfindet oder er ist krank. Seit 1990 hat Hans Adam Schmitz regelmäßig an den großen Veranstaltungen des MVC-Brenig teilgenommen und dabei mehrmals auf dem Siegertreppchen gestanden. Durch ihn erfuhr ich, dass der Heinkel-Kabinenroller in Großbritannien unter dem Markennamen Trojan in Lizenz gefertigt wurde. Hans Adam Schmitz wurde 1938 in Köln geboren und war bis 1948 Kölner. Dann nahm sein Vater die Möglichkeit wahr, in Impekoven den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern bzw. Großeltern zu übernehmen. „In den schwierigen Jahren nach dem Krieg sah man ein solches Angebot anders, als man das heute sehen würde,“ erinnert sich Hans Adam Schmitz zurück. „So kam ich dann ins Vorgebirge“. Im elterlichen Betrieb half er regelmäßig mit, bis ihn 1960 sein eigener Beruf zu sehr in Anspruch nahm. „Auf dem Bauernhof der Eltern hatte ich mir sehr viel technisches Geschick und Improvisationsvermögen aneignen können, was ich später beim Restaurieren meiner Oldtimer sehr gut gebrauchen konnte.“
Damals bot die gute alte Deutsche Post noch die Dienstleistung der „Eilzustellung“ an, die von besonderen „Eilboten“ erledigt wurden. Hans Adam Schmitz bemerkte damals schon mit Aufmerksamkeit, dass diese Eilboten als Fahrzeuge gelbe Dienstroller fuhren, mit denen sie durch den damals schon dichten Verkehr in den Städten „eilen“ konnten. Dass diese Dienstroller von Heinkel waren, war ihm damals schon aufgefallen. Heinkel-Roller bringt er auch in Verbindung mit seinem Vettern, in den 1960er Jahren solche fuhren. Er selbst bewegte nach Jahren mit dem Moped und der 98er von 1958 bis 1960 indessen ein richtiges Motorrad, und zwar eine 250er Victoria Aero. Zwischen 1960 und 1963 war er in Diensten der Bundeswehr und ohne eigenes Fahrzeug. Danach kam sein erstes Auto: „Ein VW 1200, Baujahr 1959 mit 30 PS, der erste Käfer mit großer Heckscheibe!“ Später folgten noch B und C-Kadetten. Seine motorradfrei Zeit währte etwa 20 Jahre lang. |
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Wiederentdeckung des motorisierten Zweirades Seit 1980 lieh er sich hin und wieder die Honda CX 500 (Güllepumpe) seines Bruders aus, was ihn mehr und mehr zum Geschmack für ein motorisiertes Zweirad zurückholte. So studierte er von Jahr zu Jahr immer öfter die Kleinanzeigen in der Wochenendausgabe des General Anzeigers, wobei er sich weniger nach einer „Güllepumpe“ als vielmehr nach einem Roller umsah. 1990 machte er schließlich Nägel mit Köpfen, als ein „fahrbereiter“ Heinkel Tourist 103 A 2 angeboten wurde. Das war im Herbst 1990. Nach der ersten herbstlichen Tour stand im nachfolgenden Winter die „große Kur“ für den Roller an, denn er sollte für das kommende Jahr fit sein: Im Wesentlichen wurde der Lack erneuert und der defekte Sattel repariert. Am Antrieb waren indessen nur Prüf- und Einstellarbeiten zu erledigen. Bei dieser Gelegenheit lernte Schmitz die clevere und zugleich simple und robuste Heinkel-Technik kennen und schätzen. Die Erfahrungen jener Jahre machten ihn bald zum überzeugten „Heinkel-Freund“, wie sich die Mitglieder des Heinkel-Clubs selbst nennen. |
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Vom Heinkel-Roller zur Kabine Auf dem Jahrestreffen dieser „Heinkel-Freunder“ in Rheine 1994 „verliebte“ er sich regelrecht in eine Heinkel-Trojan Vierrad-Kabine. Im Gegensatz zur Dreirad-Kabine, hatte dieser hinten je rechts und links an der Triebsatzschwinge ein Rad, und zwar eine Spurbreite 40 cm gegenüber einer Spurbreite von 60 cm bei der BMW-Isetta. Das sorgte für eine stabilere Kurvenfahrt. Zu einem besseren Vortrieb konnte das vierte Rad allenfalls im Schnee beitragen, denn mit den 10 PS, die der kleine 200 ccm Motor nur produzierte, war auch ein einzelnes Rad nicht überfordert. Vielmehr hatte das kleine Motörchen schon mit dem Mehrgewicht durch das 4. Rad zu kämpfen, lag doch mit 285 kg das Leergewicht der Vierrad-Kabine ganze 40 kg über dem der Dreirad-Kabine. Aber einen Oldtimer legt man sich ja schließlich nicht zu, um damit Geschwindigkeitsweltrekorde zu brechen. Nach Rücksprache mit seiner Frau kaufte Hans Adam Schmitz den Vierrad-Trojan sehr bald für 9.000,00 DM. Zu restaurieren gab es daran nicht viel. Erst später spendierte Hans Adam Schmitz eine neue Vorderachse nachdem ein zu tiefes Schlagloch dieser zu sehr zugesetzt hatte. Auch wurde zwischenzeitlich der Motor einmal vollständig überholt und auf das bleifreie Benzin umgebaut. Danach waren nur noch regelmäßige Pflege- und Wartungsarbeiten erforderlich. Ursprünglich geblieben ist die Farbe in Rot und Weiß. |
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Zufallsentdeckung in der Nachbarschaft Das erste große Restaurierungsobjekt erschien Hans Adam Schmitz im Winter 1996 in der Nachbarschaft. An einem verschneiten Wintertag fand er bei einem abendlichen Spaziergang vor der Tür eines Nachbarn auf einem Autotransportanhänger sowohl ein Fuldamobil als auch einen Dreirad Heinkel Trojan stehen. Natürlich hatte es ihm der Trojan sofort angetan. Er wurde an Ort und Stelle schon einmal in Augenschein genommen: Offenbar hatten beide Autos längere Zeit irgendwo in einer Garage oder Scheune gestanden. Der Trojan war zudem wohl auch das Spielobjekt von Kindern gewesen, die sämtliche Scheiben innen bunt bemalt hatten. Äußerlich waren nur einige kleine Dellen sichtbar, insgesamt jedoch war die Blech-Substanz – auch das Bodenblech - noch sehr gut erhalten und insofern die ideale Basis für eine Restaurierung. Der Nachbar war sehr schnell ausfindig gemacht und herausgeklingelt worden. Der Preis von 3.800 DM erschien Schmitz angemessen und nach Rücksprache mit seiner Frau Edelgard war der Trojan bald sein Eigen. Nun stand Hans Adam Schmitz also vor seinem ersten großen Restaurierungsprojekt: Der Trojan war alsbald in sämtliche Einzelteile zerlegt, wobei sich der gute Erhaltungszustand bestätigte. Nur an einigen wenigen Stellen waren kleinere Schweißreparaturen erforderlich. Auch der Motor war noch sehr gut erhalten. Schmitz erneuerte lediglich die Kupplungsscheiben, einige Wälzlager und sämtliche Wellendichtringe. „Ich bin froh“, erklärt Schmitz, „dass es den Heinkel-Club gibt, über den sämtliche Heinkel-Ersatzteile noch bezogen werden können!“ Auch die Lichtmaschine und die Bremsen überholte Schmitz selbst. Die Auswahl der passen Farbe für die Karosserie zum „Perlweiß“ der einzigen Tür überließ er seiner Frau. Diese entschied sich für„Bermudablau“. Überhaupt gab Schmitz die Karosserie für die weitere Bearbeitung einem Fachunternehmen, wo sie zunächst gesandstrahlt, dann geschweißt und ausgebeult wurde und schließlich den neuen Lack erhielt. Abgeschlossen war die Restaurierung im August 2001. Die TÜV-Vollabnahme für die Neuzulassung nahm Schmitz schon im ersten Anlauf, worauf er auch heute noch „mächtig stolz“ ist.
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Szenengänger Mit den drei Heinkel-Oldtimern – alle drei sind ganzjährig zugelassen - sind die beiden Schmitzens regelmäßig in der Oldtimerszene zu finden, und zwar sowohl in der lokalen als auch bei den überregionalen Veranstaltungen des Heinkel-Clubs. Mit sämtlichen Fahrzeugen hat Schmitz schon Tausende von Kilometern abgespult. Im gemütlichen Hobbyraum der beiden Meckenheimer steht der große Pokal des MVC-Brenig für den ersten Platz zwischen vielen weiteren Pokalen, Plaketten, Fahrzeugmodellen und anderen lieben persönlichen Dingen, die alle ihre eigene Geschichte erzählen könnten. Beide sind öfters mit einer der Kabinen in den Alpen unterwegs, in Portugal waren sie auch schon mit der Kabine zum Heinkel-Treffen der Portugisen und im August 2003 nahmen sie an der „Sommertour“ des WDR teil. Bei dieser Gelegenheit kamen sie ganz groß ins Bild mit dem kleinen rot-weißen Trojan. |
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Swisttal, im September 2006
Text:
Hans Peter Schneider
Fotos: Edelgard Büsing-Schmitz und Hans
Adam Schmitz, Heinkel Club