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Karl Schleuter -
einige Erzählungen aus seinem Leben als Pressefotograf


1962 Mike Duff auf dem Weg zum ersten GP-Sieg in Spa Francorchamps

Freundschaft zu Mike und Michelle Duff

Die Online-Redaktion der Zeitschrift MOTORRD veröffentlichte am 19.07.2007 folgende Suchanzeige:

Am 26. April 1964 stürzte der GP-Fahrer Mike Duff mit seiner 350er-AJS schwer auf der Südschleife des Nürburgrings. Erst 2005 erfuhr Duff, dass er das Leben couragierten Zuschauern zu verdanken hatte, die ihn, bewusstlos in einem Teich oder Graben liegend, aus dieser misslichen Lage befreit hatten. Nun will Duff – nach einer Geschlechtsumwandlung nicht mehr Mike, sondern Michelle – den Lebensrettern danken. Diese oder Zeugen des Unfalls in der schnellen Linkskurve hinter dem Streckenabschnitt »Scharfer Kopf« melden sich bitte bei MOTORRAD CLASSIC, tschmieder@motorpresse.de.“

Karl Schleuter kann sich selbst noch sehr gut an diesen Unfall erinnern. Zwar war er damals kein Augenzeuge dieses Unfalls, hatte jedoch seinen Freund Mike Duff nach dem Unfall im Adenauer Krankenhaus besucht. „Der war wegen des Unfalls in einer sehr misslichen Situation, da die Knochenbrüche ihn in seiner Mobilität stark eingeschränkten. Selber Autofahren war für Duff einstweilen nicht mehr möglich“, erinnert sich Schleuter. In jenen Tagen war der 1939 geborene Mike Duff erst kurze Zeit mit der aus Finnland stammenden Maj-Britt Kristina verheiratet, mit der er den etwa einjährigen Sohn Anthony Michael hatte. Duff schilderte Schleuter sein besonderes Problem: Er wollte weg aus dem Adenauer Krankenhaus.


Mike Duffs junge Familie 1962

Die junge Rennfahrerfamilie – Duff war in Kanada zu Hause - war mit einem Kleinbus und Wohnanhänger in Europa unterwegs. Allerdings traute sich Duffs Frau nicht, unter den gegebenen Umständen, selbst das Wohnanhängergespann über die kleinen Eifelsträßchen, die Kahlenborner Höhe hoch bis zur Autobahnauffahrt am Meckenheimer Kreuz zu chauffieren. Duff fragte deshalb Schleuter, ob der ihm nicht das Wohnanhängergespann wenigstens bis zur Autobahn nach Meckenheim oder Rheinbach fahren könne. Die Weiterfahrt auf der Autobahn sei dann für seine Frau kein Problem mehr. Natürlich tat Schleuter seinem Freund und dessen Familie den Gefallen. Mit dem Arzt konnte er klären, dass Mike Duff transportiert werden durfte, so weit der Transport liegend erfolgte. Das erschien damals den beiden Rennsportfreunden unproblematisch, denn in den Betten des Wohnanhängers konnte man sehr gut liegen. Bedenken, Personen auch im von einem Kraftfahrzeug gezogenen Wohnwagenanhänger zu transportieren, gab es vor fünfzig Jahren kaum. Gesagt getan, nach Schleuters erfolgreichen Eifelpassage übernahm Frau Duff glücklich das Steuer für die Weiterfahrt über die Autobahn.

Diese gemeinsame Aktion vertiefte die Beziehung zwischen Schleuter und Duff nachhaltig.

„Vor Mike Duff hatte ich immer großen Respekt, weil er ein ausgezeichneter Fahrer war und stets mit sauber gepflegtem Maschinenmaterial bei den Rennen antrat. Das gelang ihm sogar mit einer AJS oder Matchles, die bei vielen anderen Fahrern wie die schmutzigen Ölsardinen aussahen. Einmal war er gar mit einer sagenhaften und zugleich seltenen AJS E90, der sogenannten „Porcupine“, in einem TT-Rennen unterwegs“, erinnert sich Schleuter. Diese Gelegenheit nahm er gerne wahr, um die seltene Pocupine in Fotos gründlich festzuhalten.


Mike Duff 1981

In den 1970 Jahren beschränkten sich Schleuters Kontakte zu Mike Duff mehr auf Briefwechsel und Telefonate. Als er Duff 1987 bei der TT wieder traf, stellte der ihm seine zweite Frau Carol vor, mit der er bereits gemeinsam seit 1972 den Sohn Christopher Alen hatte. Was Karl Schleuter jedoch nie vergessen wird, dass fünf Monate nach dieser Begegnung Mike Duff sich Michelle nannte und eine Geschlechtsumwandlung vorgenommen hatte. Die freundschaftliche Beziehung fand auch mit Michelle Duff ihre Fortsetzung, wenngleich Karl Schleuter sich noch zugegebenermaßen an diese Wandlung seines Freundes gewöhnen musste.


1989 war höchst amtlich aus Mike Michelle geworden

Über eine Begebenheit in diesem Zusammenhang muss Schleuter auch heute immer noch schmunzeln: Barry Sheen hatte sich in jenen Jahren einmal nackt fotografieren lassen. Sein Geschlechtsteil verdeckte er auf dem Foto mit einem davorgehaltenen Motorradhelm. Das Foto wurde in der Szene sehr bekannt. Als Mike Duff schließlich Michelle war, fragte Schleuter sie, ob sie sich denn von ihm nicht auch einmal so fotografieren lassen wolle - und nach einer Pause - statt nackt solle sie ruhig einen Motorrad-Lederanzug tragen. Aber Michelle lehnte zunächst ab. Später war es Schleuter dann doch möglich, ein solches Foto zu machen. Dieses befindet sich nunmehr auf dem Einband des 1999 erschienenen Buches: Autor: Michelle Ann Duff, Port Perry

Vic Willoughby war seinerzeit ein bekannter amerikanischer Motorrad-Rennfahrer und Motorrad Journalist, der in England zu Hause war. Viel gelesen waren seine Testberichte von Grand-Prix-Motorrädern. Willoughby hatte Schleuter auch schon in Bonn besucht.

Bei den TT-Rennen auf der Insel Man trafen die beiden sich regelmäßig und hatten sich immer viel zu erzählen. 1995 betraten sie gemeinsam die Pressestelle des TT-Rennens. Dort war eine Art große Schrankwand zu finden, wo jeder der etwa 120 akkreditierten Journalisten sein Fach hatte, das vom Rennveranstalter mit allen schriftlichen Meldungen zur Rennveranstaltung zeitnah beschickt wurde. Für die Nicht-Akkreditierten war unter den Fächern ein Regal mit einfacher gehaltenen schriftlichen Informationen zum Rennen. Beim Betreten der Pressestelle erkannte Schleuter sofort Mike Duff, der sich dort schon als Frau gekleidet auf dem besagten Regal unterhalb Schleuters Fach Informationen anschaute. Duff hatte Schleuter den Rücken gekehrt. Schleuter wollte abwarten, bis Duff fertig war. Als Duff sich schließlich herumdrehte und Schleuter erkannte, begrüßten sie sich und hatten sich direkt einiges zu erzählen. Vic Willoughby hatte das eine Zeit lang beobachtet und bat nun Schleuter, ihn seinerseits „doch mit der hübschen Dame“ bekanntzumachen. Schleuter entgegnete darauf: „Das mache ich nicht! Diese Person musst Du kennen! Sie war früher schon bei den drei Erstplatzierten, die exklusiv von der Presse nach dem Rennen interviewt wurden!“ Schleuter wusste, dass Willoughby als Pressemann damals ebenfalls bei diesem Interview-Terminen immer dabei war. Willoughby zeigte einen Gesichtsausdruck, so als wollte er fragen, ob ich nicht mehr richtig ticke. In dieser Situation wandte sich Duff nun selbst an Willoughby um sich vorzustellen und sagte nur: „Duff“. Willoughby bekam zuerst große Augen und „fiel anschließend fast um“. Mike bzw. Michelle Duff hatte 1965 bei der TT in der 125er Klasse den 3. Platz, in der 250er Klasse den 2. Platz und in der 500er Klasse ebenfalls den 3. Platz belegt. Dabei fuhr sie in den beiden kleineren Klassen auf einer Yamaha und in der großen auf einer Matchless.

Bis in die heutige Zeit hat Karl Schleuter noch Telefonkonakt zu Michelle Duff. Als er zuletzt in der Weihnachtszeit mit ihr telefonierte und danach fragte, was sie denn jetzt gerade mache, erhielt er zur Antwort: „Der Bär ist gerade vor meiner Haustür.“ Seit den 1980er Jahren ist Michelle Duff als Fotografin, Journalistin und Schriftstellerin tätig. Ihre Themen sind außer dem selbst erlebten Motorradrennsport eben die Natur und die Wildnis. Sie selbst wohnt in Kanada heute sehr abgelegen mitten in der Natur, wo sie die Bären zu Ihren Nachbarn zählt. Schleuter ist von der Qualität ihrer Fotos begeistert.
In der ersten Dekade dieses Jahrhunderts ist sie mehrfach auf Einladung Ferry Brouwers zu historischen Rennveranstaltungen nach Europa geflogen. Dort traf sie ihre alten Mitstreiter und Freunde, um zusammen mit denen auf den von Brower hervorragend restaurierten Rennmaschinen in Spa, auf dem Hockenheimring, in Schotten und auch auf der Isle of Man die alten Zeiten im Rahmen eines Show-Rennens ein Stückchen wieder aufleben zu lassen.


Mike Duff im Mai 1964


Startaustellung der ersten Reihe in Spa Francorchamp 1962. Frank Perris (2), Jim Redman (8), Alan Shepherd (10), Mike Duff (26), Bert Schneider (40), Phil Read (4) ...


... und kurz nach der Startfreigabe






Unter Anderem schrieb Duff eine Autobiografie


Bucheinband mit besagtem Foto auf der letzten Umschlagseite


Duffs Geschlechtsumwandlung war in den 1980er ...


... natürlich auch eine Thema für die Sensationspresse


2004 in Spa Francorchamps Michelle Duff als Teilnehmerin eines Demo-Rennens zusammen mit anderen Größen des Motorrad-Rennsportes auf einer von Ferry Brower restaurierten Yamaha


Geballte historische WM-Prominenz am Start 2007 bei der historischen TT auf der Isle of Man

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