Zurück zur Geschichten-Übersicht
|
|
Dienstag,
21. Juni 2016 Brough Superior zählt zur wohl nobelsten Motorradmarke überhaupt; sie wird als der „Rolls–Royce der Motorräder“ bezeichnet. Qualität wurde auf der ganzen Linie groß geschrieben. Das fing bei der Konstruktion an, ging über die verwendeten materialien bis hin zur Fertigung und Verarbeitung. Dabei war die Noblesse nur die eine Seite der Marke; sie war im Gegensatz zu Rolls-Royce immer auch sportlich aufgestellt und baute in den 1920er und 1930er Jahren die schnellsten Serienmotorräder, die es in der damaligen Welt zu kaufen gab, vorausgesetzt, man hatte auch das passende Kleingeld dafür. Insgesamt 3.050 Exemplare der Marke wurden verkauft. Die „80“ im Typennamen SS 80 stand für die garantierte Höchstgeschwindigkeit von 80 mph (129 km/h) und die „100“ in der Typenbezeichnung SS 100 für 100 mph (161 km/h). Gerne setzte Brough Superior dabei auf die starken V2 Motoren von JAP, die zusätzlich noch in ihrer Leistung gesteigert wurden. Zuletzt sollen damit 70 PS erreicht worden sein. Für die 1940er Jahre sind das alles Rekordzahlen, die man vor dem Hintergrund betrachten muss, dass viele Straßen damals noch nicht richtig befestigt waren und die Qualität der befestigten Straßen mit der von heute mit Abstand nicht vergleichbar war. Willi Schaubs Motorradsammlung ist inzwischen in der Szene bekannt. So verwundert es nicht, dass sich im letzten Winter ein deutsches Mitglied des englischen Brough Superior Club meldete und danach fragte, ob nicht sein Club im Rahmen seiner diesjährigen Eifel-Tour auch sein „Museum“ besichtigen könne. Natürlich stimmte Willi zu. Und nicht nur das: Im MVC-Brenig wurde getrommelt, um den Club mit den höchst seltenen und teuren Motorrädern einen würdigen Empfang bieten zu können. Natürlich bot es sich bei der Gelegenheit an, diese Exotenmotorräder einmal in Aktion zu erleben.
Um 16:15 Uhr trafen sie in Waldorf ein, angeführt von Josef Werhahn auf einer Vorkriegs Boxer-BMW als Touren-Guide. Im Gefolge fuhr sodann mit dem Donnergrollender großvolumiger Motorradmotoren der gesamte Hochadel des englischen Motorradbaus auf den Hof von Schaubs Firmengelände: Die schnellen SS80 und SS100 waren dabei und gleich mehrere der von Brough-Superior komplett gebauten Gespanne, teils mit seitengesteuerten robusten V-Motoren von JAP. Nun waren sie also da. So viele Motorräder dieser Marke hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen und war mit der Besonderheit dieses Augenblickes bewusst. Zusammen mit den anderen nahm ich mir natürlich sogleich diese höchst seltenen und kostbaren Motorräder nebst ihren Fahrern in Augenschein. Es stellte sich dabei heraus, dass die erschienen Clubmitglieder international zusammengesetzt waren und nur ein Teil von diesen von der britischen Insel angereist war. Teilnehmer kamen auch aus der Schweiz, den Niederlanden und - ganz einfach - aus Deutschland. Alle waren Sie sehr nett und freundlich. Man unterhielt sich gut bei einem Getränk und einer Kleinigkeit zum Essen.
Es gab insgesamt zwei Führungen durchs Willis Sammlung, davon die erste in englischer Sprache. Nach etwa zwei Stunden verließen die letzten das Gelände und fuhren zu ihrem Quartier nach Insul, von wo aus sie unter Führung von Josef Wehrhahn mit Ihren besonderen Motorräder noch weitere Erkundungsfahrten im Westen Deutschlands unternehmen und am nachfolgenden Wochenende an der von Wehrhahn organisierten Oldtimer-Veranstaltung Rund um Bad Münstereifel teilnahmen.
Insgesamt war es eine Begegnung der besonderen Art, die uns lange in Erinnerung bleiben wird. |
|
Zurück zur Rückschau-Übersicht |
Swisttal, 3. Juli 2016
Text und Fotos:
Hans Peter Schneider