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Spargelfest in Bornheim 2006 – ein persönlicher Erlebnisbericht

Bornheim ist im Jahre 2006 bereits seit 25 Jahren Stadt und nimmt dieses zum Anlass, zusammen mit den Vereinen zu feiern. Da eine Motorradveranstaltung am Hauptfesttag, dem 11. Juni, nur schwerlich bis gar nicht in Bornheim selbst unterzubringen war, entschieden wir uns, einen Beitrag zum Spargelfest zu leisten, indem wir die Motorisierung der Landwirtschaft im Vorgebirge den Besuchern vor Augen halten wollten. Im Hinblick auf die begrenzten Platzverhältnisse musste die Zahl der Teilnehmer begrenzt werden. Deshalb sprachen wir eine Anzahl unserem Club bekannter Schlepperfreunde an, die auch durchweg und prompt ihr Mitmachen zusagten. Deshalb an dieser Stelle ausdrücklich nochmals der Dank unseres Clubs an alle diese Schlepperteilnehmer. Selbstverständlich verfassten wir über die Entwicklung der Motorisierung der Landwirtschaft einen für Laien verständlichen Aufsatz, der mit einer Auflistung der zum Spargelfest aufgefahrenen Oldtimerschlepper in einem Flyer für die Zuschauer abgedruckt wurde.

Dann war der Tag am 29.04.2006 gekommen.

Wir bauten eines unser „Ruck-Zuck-Zelte“ auf und brachten unser Equipment sowie den Kessel mit den Würstchen und die Getränke für die Teilnehmer darin unter. Unsere Clubmitglieder Franz-Willi und Lothar waren bereits sehr früh erschienen und belegten mit Ihren alten Schleppern schon mal ansatzweise die vorgesehenen Ausstellungsflächen, auf denen wir sämtliche Stellplätze für die Oldtimer-Schlepper markiert hatten. Lothar ermittelte auf diesem Wege mit seinem Unimog die spektakulärste Position, die von den später kommenden Schleppern ebenfalls eingenommen werden sollte.

Währenddessen sind die übrigen Aussteller, das heißt die Spargelbauern und Spargelgastronomen ja auch noch mit dem Aufbau im Gange, und die Vorgebirgsmusikanten, die für den musikalischen Rahmen sorgen sollten, sind auch noch nicht zu sehen. Währenddesen können wir kurz das Organisationsteam der Stadt in den Personen von Andrea Over, Gerhard-Josef Brühl und Wienand Flohr begrüßen. Alle drei legen kräftig Hand bei den unterschiedlichsten Ausstellern mit an.

Um 10:00 Uhr sind mit vereinten Kräften unsere Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen und wir halten nunmehr ständig Ausschau nach unseren Schlepperfreunden, ob und wann sie denn bald kämen.



Und wie sie dann auf einmal kommen: Nicht, wie erwartet, über die Königstraße, sondern vom Servatiusweg her sind auf einmal die vielfältigsten Einzylinderklänge vom Holder bis zum Lanz-Bulldog zu hören, es sind in einer geschlossenen Gruppe die Alfterer-Landmaschinen-Freund-Traktoren-Einachser-Reparierer. Selbstverständlich haben diese lediglich Nebenstraßen benutzt, um den Straßenverkehr nicht zu behindern.

Albert Parkitnys Sohn Tobias, der Fotograf der Alfterer Schlepperfreunde, sitzt als Beifahrer auf dem Porsche Diesel seines Vaters. Manfred Sunkel ist dabei und hat für seinen Holder EB 9 Ilo - den vermutlich ältesten Holder im Vorgebirge – auf dem Anhänger hinter dem Porsche Parkitnys noch eine Mitnahmemöglichkeit gefunden.


Das Zelt mit dem erforderlichen Equipment steht und die
Alfterer-Landmaschinen-Freunde-Traktoren-Einachser-Reparieren
haben einige ihrer Schlepper nebst Info-Tafeln aufgebaut.

Wie ein Cowboy hoch zu Ross kommt Helmut Bollig auf seinem Spritzfass daher, das er an seinen Holder ED2 Einachsschlepper angehängt hat. Da habe ich plötzlich wieder haarschaft die Bilder vor meinen Augen, wie in meiner Jugend in Brenig einige der Bauern mit solchen Spritzfässern hinter Holdern zum Feld fuhren. Aber das ist inzwischen ja auch schon 30 und mehr Jahre her. Die ehrwürdige Patina auf Helmut Bolligs Spritzfass weist heute darauf hin, dass dieses genau jener Epoche entstammt. Später gesteht mir Helmut Bollig freimütig, dass es mehr Spaß mache, mit solchen Gefährten spazieren zu fahren, als damit ernsthaft zu arbeiten.

Dann erreicht mich Martin Muhr mit seinem Deutz F1L-514, von dessen Einzylinder ich mich sehr klangvoll begrüßt fühle.


Dieser Klang wird nur noch übertroffen von dem Lanz Bulldog, mit dem Ernst Schmotz und sein Sohn ihm folgen. Einmal mehr stelle ich fest, dass wohl kein Einzylinder-Schlepper klangvoller schlägt als ein Lanz Bulldog, wie sonst wäre es zu erklären, dass er eine große Zahl Zuschauer sogleich in seinen Bann schlägt. Es wundert mich deshalb auch gar nicht, dass diese urigen Lanz-Schlepper inzwischen zu astronomischen Preisen gehandelt werden. Nach einer kurzen Begrüßung erfahre ich von Ernst Schmotz, dass sein Freund Manfred Weber mit seinem Lanz „leider“ etwas später nachkommen würde.

Danach taucht Heinz Peter Braun mit seinem MAN 2F1 auf, dem kleinsten je von MAN gebauten Schlepper; er stammt aus dem Jahre 1960. Peter Braun hatte seinen MAN erst vor kurzem einer Vollrestaurierung unterzogen. Kein Wunder also, dass dieser jetzt am Ausstellungsort für optischen Anmut mit seinem frischen Glanz sorgt.

Heinz Kreuzberg hat seine beiden Töchter dabei und parkt sein Holder E11-Gespann an der Auffahrt zur Kirche. Er ist mit einem Holder-Gespann dabei, wie es für das Vorgebirge so typisch und vor 30 Jahren noch so oft zu sehen war. Heute muss man lange danach suchen oder zu einem Schleppertreffen fahren.

Renatus Ahaus wird von seinen Sohn begleitet, der ebenfalls unverkennbar einen Narren an alten Schleppern gefressen hat. Er setzt seinen Holder B12 vor das Holder B10 Gespann von Franz-Willi Urfey. Auf den ersten Blick sehen die beiden Zweiachs-Holder gleich aus, die entscheidenden Unterschiede stecken hier aber eben unter der Motorhaube.
Franz-Willi Urfey hat zudem seinen Hänger mit einem Holder E5 von 1955 und daran angeschlossener Fräse beladen. Das Ganze sieht aus, als wolle er die „Fräse“ gleich abladen, um damit zwischen den Pflanzreihen loszulegen.


Die Schlepperteilnehmer haben in der Pohlhausenstraße Aufstellung genommen

Der relativ kleine Holder E6 Andreas Knauf ist ebenfalls mit einer angehängten Karre ausgerüstet, die mit Egge und Pflug beladen ist. Mit einer solchen Ausrüstung machten sich in den 1970er Jahren Nebenerwerbsbauern des Vorgebirges noch auf den Weg zu ihre Feldern. Dort wurde ggf. die Karre vorübergehend abgehängt und Pflug, Egge oder Fräse für die jeweilige Feldarbeit hinter den E6 gehängt.

Mit einer ähnlichen Ausstattung ist Heiner Zavelberg erschienen: Mit der Karre seines großen Holder E11 hat er die entsprechend größeren Geräte, hier Egge und Pflanzmaschine zur Ausstellung gebracht.

Dann treffen aus Walberberg die Freunde Hans-Peter Schiebahn auf seinem 18 PS Deutz und Markus Zimmermann mit dem Fahr D 180H ein. Auf einem Anhänger transportiert Markus ebenfalls einen kleinen Einachsschlepper geladen mit Rotorfräse, bei ihm ist es ein Agria 1700 aus dem Jahre 1961.

Schließlich erfahre ich, dass Rainer Henseler seinen Deutz 4005 kurz vor dem Spargelfest wegen eines kapitalen Motorschadens in die Werkstatt bringen musste und ihn deshalb nicht zur Schau stellen kann. Alle Anwesenden, die davon erfahren, wünschen ihm von ganzem Herzen, dass sein „Ahle Hannes“ bald wieder läuft, auch wenn die Reparatur über 2.000,00 € kosten soll.
Überhaupt ist trotz der kalten Witterung mit Schauereinlagen die Stimmung gut, man versteht sich schnell und gut und auch bei den Gesprächen fliest viel Diesel.

Nunmehr ist es 11:00Uhr, die Musik spielt auf und die Moderatoren führen die anwesenden Zuschauer mit ersten Informationen durchs Programm. Da erscheint Freund Stefan Langes mit seinem erstklassig restaurierten Deutz D30S. Er kommt damit aus Dünstekoven und hat deshalb die weiteste Anfahrt. Über eine halbe Stunde war er unterwegs.

Auch den Organisatoren der Stadt fällt der strahlende Glanz seines vollrestaurierten Schleppers auf. So bittet mich Herr Brühl darum, dass Stefan seinen Deutz nicht auf dem vorgesehenen Platz auf der Pohlhausenstraße abstellt, sondern mitten auf den Platz inmitten der Zuschauer und Spargelaussteller. Und als sein Co-Moderator aus Brühl mich fragt, ob denn noch ein Schlepper erwartet werde und ich ihm bescheide: „Noch ein Lanz Bulldog!“, bittet der mich darum, dass der Lanz dann doch bitte auch auf dem Festplatz noch parken solle.


Blick über Stefan Langes Deutz hinweg zum Podium

Nur etwa 10 Minuten später- die Vorgebirgsmusikanten spielen gerade wieder auf - da hört man ihn plötzlich, den unverkennbar satten Schlag desnoch fehlenden Lanz Bulldog, der bei 10,3 Litern Hubraum 35 PS bei einer Höchstdrehzahl von 540 U/min aus einem einzigen Zylinder mit einem Kolben, so groß wie ein Putzeimer, schöpft. Kein Wunder also, das kein anderes Fahrzeug so klingt wie ein Lanz Bulldog. Ich renne sogleich vom Platz zur Königstraße und ich bin nicht der Einzige, der das tut. Die Musik – so habe ich den Eindruck – spielt fortan (leider) unbeachtet. Und da sehe ich ihn schon auf der „Kö“ aus Richtung Roisdorf kommend. Es sind zwar noch einige Autos davor, aber außer dem unverkennbaren Auspuffschlag bei jedem Arbeitstakt, sehe ich zugleich den unvermeidbaren blaugrauen Rauch aus der Verlustölschmierung des Lanz mit jedem Auspuffschlag aus dem senkrecht in die Höhe ragenden Auspuffrohr mehr als haushoch in die Höhe schießen.
Es ist Manfred Weber, der da mit seinem Lanz D 8532 gefahren kommt und mit jedem Meter, den er sich dem Festplatz nähert, mehr und mehr die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dieser besondere Gast hätte gar nicht der Verspätung bedurft, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als er schließlich auch noch an der roten Ampel unmittelbar vor dem Peter-Fryns-Platz eine Weile warten muss, ist wohl jegliche Aufmerksamkeit der Anwesenden für das Spiel der Musikkapelle dahin und ich will in diesem Moment sogar wetten, dass die Musikanten jetzt am liebsten selbst eine Pause machen würden, um den inzwischen seltenen Lanz mit dem größten Bulldog-Motor aller Zeiten beim Spiel mit seinem putzeimergroßen Kolben ungestört erleben zu können.

Aber auch als Manfred Weber schließlich auf meine Zuweisung hin mit seinem Lanz auf dem Festplatz steht und den Motor zum Bedauern aller Anwesenden sogleich ausmacht, spielen die Vorgebirgsmusikanten immer noch. Für den Rest der Veranstaltung hat der Festplatz eine zusätzliche Attraktion gefunden.

Auf dem Platz stehen außer den beiden Oldtimerschleppern auch zwei modere Traktoren von Fendt. Es sind jene Ungetüme dieses noch jungen Jahrtausends, welche die Landwirtschaft heute braucht, um überhaupt unser täglich Brot hinreichend rationell mit geringstem Personaleinsatz produzieren zu können. Eine Spargelbäuerin erzählt dem anwesenden Publikum via Lautsprecher die Funktionsweise des angehängten Gerätes, mit dem man quasi nur über den Acker fährt und mit der Kraft von über 200 PS den perfekten Spargelhügel hinterlässt. Nur für die Ernte des Edelgemüses werden von Ende April bis zum Johannistag (24. Juni) nach wie vor viele fleißige Hände benötigt, was inzwischen auch die Bundesagentur für Arbeit erkannt hat.



Der zweite dieser moderen Monstertraktoren hat hinter den Lanz Bulldog von Manfred Weber geparkt. Es ist ein Fendt Vario mit mehr als 200 PS Leistung.

Bei diesem Anblick bleibt mir nichts anderes übrig, als Vergleiche anzustellen: Da steht mit dem alten Lanz und seinen über 10 Litern Hubraum der Superlativ aus dem Jahre 1950 und dennoch nimmt der sich wie ein Waisenknäbchen gegen diesen Fendt Vario von heute aus. Zwischen beiden liegen Lichtjahre der Entwicklungsgeschichte.




Da sehe ich auch schon meinen alten Bekannten Heinz Poll aus Brenig, der ebenfalls staunend das moderne Monster der Agrartechnik mit dem alten vergleicht. Heinz Poll baute selbst bis Anfang der 1990er Jahre in Brenig im Vollerwerb Gemüse an, dann setzte er sich zur Ruhe.

Auch er ist ob der Größe des Fendt Vario beeindruckt. „Die Vorderräder“, stellt er fest, „ sind ja noch sehr viel größer als die Hinterräder meines damaligen Deutz-Traktors! Und erst die Hinterräder!“ Ja, hier sieht man den Fortschritt in der Landtechnik:

Die Fahrerkabine des Fendt Vario ist staubdicht, klimatisiert wie eine modere Oberklassen-Limousine und lässt auch genau so wenig Lärm auf den Fahrer eindringen. Währendessen kann/muss Manfred Weber mit seinem Lanz alles unvermittelt mitbekommen: Den Sound und Vibrationen des Motors, Staub und jegliches Wettergeschehen. Stereo-Musikgenuss sind auf dem Lanz nicht möglich, indessen im Fendt Vario fast serienmäßig. Was der Nostalgiker heute schätzt, erweist sich unter dem regelmäßigen Zwang der Arbeitsleistung als Belastung. Ich kann sehr gut verstehen, dass mir eine Stunde zuvor Helmut Bollig aus Alfter so treffend und knapp erklärte, dass es mehr Spaß mache, mit der alten Landtechnik spazieren zu fahren, als damit zu arbeiten.

Wenig später treffe ich auf dem Festplatz meine alte Freundin aus jungen Jahren Monika Häuser (hier kenne ich auch nur den Mädchennamen) in Begleitung von Mann und Tochter. Wir kommen kurz ins Gespäch und ich frage nach dem Holdergespann, mit dem ich Monikas inzwischen verstorbenen Vater Josef noch in den 1980er Jahren regelmäßig zu seinem Acker tuckern sah. „Den Holder, den haben wir noch!“, berichtet mir Monika nicht ohne Stolz und fährt fort, ohne das ich danach gefragt hatte: „Und den behalten wir auch! Das ist noch eine schöne Erinnerung an meinen Vater!“.



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Für 14:00 Uhr ist das Ende der Veranstaltung und die Abfahrt der Oldtimerschlepper vorgesehen. Für die beiden Lanz-Fahrer Schmotz und Weber heißt das, bereits um 13:45 Uhr mit den Startvorbereitungen zu beginnen: Dazu wird zunächst die Benzinlötlampe vorgeheizt, bis diese eine richtig heiße Flamme abgibt.

Diese wird sodann unter den Zylinderkopf des Lanz gehängt, damit der Motor auf die erforderliche Starttemperatur kommt, um schließlich von Hand am großen Schwungrad auf der rechten Seite des Schleppers angeworfen werden zu können. Nach dem Zufallsprinzip kann der Motor dabei auch in die falsche Drehrichtung, also rückwärts laufen. Dann muss er gestoppt und der manuelle Anwerfvorgang wiederholt werden. Natürlich ist diese Startprozedur wieder eine der besonderen Attraktionen für die Zuschauer, welche die beiden Lanz-Schlepper in großer Anzahl interessiert umlagern.

Ohne das nasskalte Wetter an diesem Samstagvormittag hätten sicherlich noch mehr Besucher an der Veranstaltung teilgenommen. Die anwesenden Schlepperfreunde sind dennoch auf ihre Kosten gekommen.

Text: Hans Peter Schneider
Fotos: Hans Peter Schneider

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