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Nach dem Firmenmotorrad kam der Firmenwagen
Mein erstes Auto – ein OPEL Olympia Rekord Caravan Vor dem Auto kam der Führersschein Zum Besuch der Redaktion in Hagen war ich mit meinem ersten Auto, einem OPEL Kombi hingefahren. Schweren Herzens hatte ich im Frühjahr 1960 meine geliebte ADLER für DM 500,00 verkauft und mit dem Erlös den Opel angezahlt. Es handelte sich um einen gebrauchten Olympia Rekord Caravan,der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Die Brühler OPEL Vertretung Hartmann hatte mir das gute Stück für DM 2.500,00 verkauft und als Zugabe noch die Neulackierung des Dachs spendiert. Während das Auto in einem ähnlichen grün wie auf dem Foto lackiert war, musste das Dach unbedingt weiß werden, weil dadurch angeblich die Sonnenstrahlen reflektiert werden, hauptsächlich aber weil es der letzte Schrei war. Noch kurz zuvor hatte ich den Führerschein 3 bei der Fahrschule Reisewitz erworben, eine der beiden damals in Wesseling ansässigen Fahrschulen – die andere hieß Pobloth. Mit vier Fahrstunden war ich recht preiswert zum begehrten Schein gekommen, noch preiswerter wurde die Erweiterung des alten 4 in die Klasse 1, womit ich nun Motorräder aller Klassen und somit auch Werners BSA fahren konnte. Anschließend an die PKW Prüfung hatte ich – ohne vorherige Fahrstunden - nur eine „Acht“ mit meinem eigenen Gespann fahren müssen, womit der Prüfer sich zufrieden gab. Mehr als meine Fahrkünste (über die Kurt Reisewitz dem Prüfer vermutlich berichtet hatte) interessierte dieser sich für gewisse nicht ganz legale Details an meiner ADLER wie z. B. die „zwei in eins“ Auspuffanlage, die nach entsprechenden Erläuterungen seine Zustimmung fand. Ebenfalls für sinnvoll hielt er den zusätzlich angebrachten Stoßdämpfer an der Hinterradfederung, womit es folgende Bewandtnis hatte: Die äußerst solide Geradweg-Hinterradfederung der ADLER war mit innenliegenden hydraulischen Dämpfern ausgestattet, die kaum ein anderes Motorrad aufweisen konnte. Aus Platzgründen waren sie allerdings recht mickrig ausgefallen – die Winzlinge gaben schnell ihren Geist auf. Da ich keine Lust hatte, öfter mal die teuren Dämpfer mit nicht unerheblichem Zeitaufwand zu wechseln, hatte ich rechtsseitig von außen einen Stoßdämpfer von der NSU Lambretta angebracht, wozu ich lediglich zwei einfache Befestigungswinkel basteln musste. Dieser robuste Dämpfer war ganz einfach „unkaputtbar“, um hier mal diesen unmöglichen, in Schrauberkreisen aber sehr beliebten Ausdruck anzubringen. Die verbesserte Mobilität war auch gut fürs Geschäft Einige Tage nach dem Kauf unternahm ich bereits die erste größere Fahrt mit dem Opel. Wo konnte sie anders hingehen als nach Hockenheim ? Mit 120 km/h Spitze war ich doch beträchtlich schneller als mit dem ADLER Gespann. Die erste Fahrt in die Stadt hingegen ging zur Fa. Rövenich, weil ich an meiner gerade verkauften ADLER noch etwas nachbessern musste und ein Ersatzteil brauchte. Ich war froh, dass ich die benötigten Teile noch bekam, denn die ADLERWERKE vormals Heinrich Kleyer Aktiengesellschaft in Frankfurt/Main hatten schon seit 2 Jahren – wie so viele andere deutsche Motorradproduzenten – die Tore geschlossen. Als ich nach meiner Besorgung den Parkplatz rückwärts verlassen wollte, gab es plötzlich einen Ruck und ein Geräusch – ich war gegen ein Eisenrohr geprallt, dass ich zuvor nicht bemerkt hatte. Noch heute bin ich der Meinung, dass dieses Rohr urplötzlich aus dem Boden gewachsen war. Doch Spaß beiseite: Die Reparatur an Stoßstange und Heckklappe beim ortsansässigen Händler sollte etliches kosten und ich schob sie zunächst noch auf. Kurze Zeit später besuchte ich nämlich einen Lehrgang bei Fichtel und Sachs in Schweinfurt, wo ich die Woche über auf das Auto verzichten konnte und darauf spekuliert hatte, dass die Reparaturkosten im Frankenland günstiger als in unserer teuren Kölner Gegend sein würden, was sich auch bewahrheitet hat. Zu dem Lehrgang hatte mich der Inhaber der Kölner F & S Vertretung, Herr Kessler bewogen. Ich holte mir dort immer meine Ersatzteile für SACHS Mopedmotoren, die wegen ihrer starken Verbreitung meine hauptsächlichen Reparaturobjekte waren. Ich musste mich mit dem normalen Händlerrabatt von 15 % begnügen. Nach Absolvierung eines einwöchigen Lehrgangs, in dem sämtliche Fahrzeug- und Stationärmotoren von SACHS durchgemangelt wurden, bekam man ein Diplom, durfte sich fortan das Schild „SACHS Motoren Kundendienst“ an die Wand hängen und bekam 25 % Rabatt auf die Ersatzteile. Für diese Zeit musste mein Vater eine Woche Urlaub opfern und hatte große Probleme, meine Mopedkunden bis zu meiner Rückkehr zu vertrösten. Ob ich durch den Mehr-Rabatt jemals die Kosten dieser Lehrgangswoche hereingeholt habe, bezweifle ich noch heute. Meine neu erlangten technischen Kenntnisse der großen SACHS Motorenpalette konnte ich kaum verwerten, da ich außer den mir längst bekannten Mopedmotoren kaum andere Typen zu Gesicht bekam. Trotzdem möchte ich diese Woche in meinem Leben nicht missen, habe ich doch unschätzbare Einblicke in die Betriebsabläufe eines großen Industriebetriebes erlangt (eine Werksbesichtigung war natürlich eingeschlossen) maßgebliche Mitarbeiter bei SACHS und neue Handwerkskollegen kennen gelernt. Der besseren Kommunikation diente auch der bei solchen Lehrgängen obligate „gemütliche Abend“, bei dem reichlich Wein floss und zwar Frankenwein. Das erste Glas dieses Weines wird ihnen kaum schmecken, hatte der Lehrgangsleiter uns wissen lassen, aber ab dem zweiten Glas – aber, aber, aber ....... ! Es hat gestimmt ! Bei der samstäglichen Rückfahrt mit dem frisch ausgebeulten OPEL passierte es: Ein Stau hatte sich gebildet – ja, das gab es auch schon anno 1960 auf der Autobahn – und ich musste stark bremsen. Ein Knall, ein Ruck – ähnlich wie vor kurzem auf Rövenichs Parkplatz – und meine Heckpartie sah wieder genau so wie vor der Reparatur aus ! Dieses Mal hatte ich aber Glück, denn es war ja nicht meine Schuld gewesen. Beim Austausch der Adressen – Polizei haben wir nicht geholt – stellte sich heraus, dass mein Unfallgegner Generaldirektor der VICTORIA Versicherung war, eben jener Versicherung, bei der auch mein OPEL versichert war. Dass die nachfolgende Regulierung reibungslos ablief, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Lieber wäre es mir allerdings gewesen, der Unfall wäre passiert, bevor ich den Wagen auf eigene Kosten in die Werkstatt gebracht hatte.
Trotz seiner hohen Laufleistung machte der Kombi kaum Kummer, womit sich Opel’s Werbeslogan bewahrheitete, der da hieß: „OPEL, der Zuverlässige !“ So konnte ich es ihm auch kaum ankreiden, dass er eines Tages doch einmal stehen blieb. Ich hatte meine zu Besuch weilende Tante Käthe zu einer Freundin nach Aachen gefahren, womit ich mich für ihre seinerzeitige „Fahrlehrertätigkeit“ in Neukalen (DDR) bedanken wollte. Mitten in der Stadt blieb der gute OPEL plötzlich stehen und musste abgeschleppt werden, was an dem betreffenden Samstagnachmittag zum Glück noch geklappt hat. Ursache war „Zahnausfall“ des aus dem Kunststoff Novotext bestehenden Nockenwellenzahnrades, eine typische Verschleißerscheinung an diesem Modell. Nach dem seinerzeitigen Getriebeschaden mit der ADLER auf der Fahrt zur Weltausstellung in Brüssel war dies das zweite und bis heute letzte mal, dass ich mit einem Motorschaden liegen geblieben bin. Beide Pannen passierten ausgerechnet in der gleichen Stadt Aachen und ich hatte lange Zeit den natürlich unbegründeten Horror vor einer neuerlichen Fahrt dort hin. Der Deutschen Bundesbahn bescherte diese Panne mal wieder die Einnahme für zwei Bahnfahrten, die normalerweise nicht angefallen wäre. Als „Motorradmann“ muss ich hier natürlich noch loswerden, dass mir der verschleißanfällige Werkstoff Novotext auch vom Motorrad her bekannt war. Gewiefte Elefantentreiber – die Fahrer der „grünen Elefanten“ von ZÜNDAPP also – hatten immer drei Dinge an Bord: einen Satz Nockenwellenräder und die beiden „Spezialwerkzeuge“ Hammer und Wagenheber. |
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Ein neuer Kombi muss her – Ford 17 M Turnier Nun komme ich noch einmal auf meinen OPEL Kombi zu sprechen, dessen Ölverbrauch jetzt zunehmend anstieg, auch wenn es nicht tatsächlich zu der Situation kam, die scherzhaft mit der Umkehrung der Anweisung für den Tankwart folgendermaßen beschrieben wurde: „Herr Tankwart, füllen Sie doch Öl auf und schauen Sie mal nach dem Benzin“. Jeden Tag rechnete ich jetzt damit, dass der Motor fürchterlich zu klappern anfangen und seinen Geist aufgeben würde. Ich begann, Überzeugungsarbeit bei meinem Vater für die Notwendigkeit einer Neuanschaffung zu betreiben. Er machte einen Kassensturz und verhandelte mit der Sparkasse über einen Kredit über den fehlenden Betrag – das weitere überließ er mir. Damaligen Gepflogenheiten zufolge hätte ich jetzt beim OPEL Händler vorsprechen und über den „Neuen“ verhandeln müssen. Ich fühlte mich jedoch nicht an eine Marke gebunden, vielmehr interessierten mich die technischen Details. Allerdings war die Auswahl nicht sehr groß. Es gab eigentlich nur die beiden Firmen OPEL und FORD, die damals überhaupt Kombis anboten, ein ausländischer Hersteller wäre nicht infrage gekommen. Meine Wahl fiel auf den FORD 17 M „Turnier“, der nach meiner Meinung das modernere und leistungsfähigere Modell war. Dabei war es mir nicht so sehr um die moderne Form gegangen, die man später als „Badewannen-Look“ bezeichnete, sondern um den kräftigen 1,5 Liter Motor mit 55 PS (deren 40 hatte mein OPEL gehabt) und um die von allen Testern gelobte äußerst leichtgängige Lenkradschaltung. Der fehlende Schaltknüppel ermöglichte die Verwendung einer durchgehenden vorderen Sitzbank mit der Möglichkeit, vorne auch mal 3 Personen befördern zu können. Gekauft habe ich den Wagen bei FORD Maletz im Kölner Süden, weil diese ein gutes Angebot für meinen alten OPEL gemacht hatten. Bei den Kaufverhandlungen hatte ich mitbekommen, dass der OPEL zunächst auf einer Hebebühne gründlich überprüft wurde und anschließend dann auf einem Rollenprüfstand Motorleistung und Bremswirkung getestet wurden. Ich war beeindruckt von der Größe und dem Leistungsangebot eines für damalige Begriffe hochmodernen Handels- und Handwerksbetriebes, zumal, wenn ich Vergleiche zu meiner eigenen Klitsche zog. Bei Maletz arbeitete man damals auch schon mit elektronischer Datenverarbeitung, allerdings noch mit dem Hollerith Lochkartenverfahren. Dies waren riesige Anlagen, in denen für jedes Ersatzteil eine Lochkarte erzeugt und verarbeitet wurde. Die mir bekannten Betriebe im Brühl/Wesselinger Raum arbeiteten bestenfalls mit handgeschriebenen Karteikarten. Und was man sonst noch alles damit machen konnte Der neue Wagen wurde nicht nur im Betrieb, sondern auch ausgiebig in der Freizeit genutzt. Zu seiner Zeit gehörte der FORD 17 M zur oberen Mittelklasse. Man konnte sowohl auf Landstraßen als auch Autobahnen mit den Schnelleren im Lande mithalten. Ich fühlte mich als King im Kreis meiner Freunde und Bekannten, die noch Isetta oder wie Friedhelm ein Goggo Coupe 400 fuhren oder ihrer Ehefrau bereits wie Robert einen Käfer bieten konnten. Seine Bewährungsprobe bestand der FORD bei unserer Urlaubsfahrt nach Italien im Jahre 1962, die ich zusammen mit Friedhelm F. unternahm. Bei meiner ersten Italienfahrt zu Anfang meiner Lehrzeit war ich Begleiter von Friedhelm M. gewesen, nunmehr war wieder ein Friedhelm im Spiel, was ich als gutes Omen betrachtete. Friedhelm hatte sich für dieses Ziel begeistern lassen, dessen erste Erkundung für mich bis heute ein Schlüsselerlebnis geblieben ist. Wie immer begannen wir unsere Fahrt am Samstag Nachmittag nach Geschäftsschluss und kamen bis nach Ulm. Dort haben wir uns zur Übernachtung ein Hotelzimmer gegönnt, obwohl wir unser Zelt an Bord hatten. Dieses bauten wir dann sofort nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz in Limone am Gardasee, unserem Urlaubsziel, auf. Für Friedhelm war die Strecke durch die Alpen, über den Brenner, Brixen, Bozen und Trient hinunter nach Riva del Garda noch völlig neu gewesen, während ich sie ja schon kannte. Trotzdem war ich aufs Neue beeindruckt von der herrlichen Landschaft, die wir für meine heutige Vorstellung nicht ausgiebig genossen haben – aber wir mussten ja auch ankommen, was damals sogar ohne jeden Stau geschah. Am ersten Tag haben wir erst mal ausgiebig gefaulenzt und sind ein bisschen im Gardasee herum geschwommen. Am nächsten Tag wurden wir jedoch schon unternehmungslustiger und haben die Berge westlich vom See erkundet. Wir sind auch einmal ganz um den See herumgefahren, wobei uns der Ort Sirmione durch seine schöne Lage auf der Spitze einer Halbinsel am südlichen Ende des Sees aufgefallen war – wir erkoren ihn zum Domizil für die zweite Hälfte unseres Urlaubs. Abwechselnd haben wir der Ruhe auf dem Zeltplatz – ab und zu unterbrochen durch eine Abkühlung im See – gefrönt, überwiegend aber waren wir mit dem Auto unterwegs, worauf wir total fixiert waren. Damals wäre uns nicht in den Sinn gekommen, zu wandern, das taten wir erst bei unserem nächsten Urlaub ein Jahr später in Tirol/Österreich.
Für unsere geplante Fahrt nach Venedig wollten wir einen kühleren Tag abwarten, der sich aber nicht einstellte. So mussten wir bereits bei der Fahrt und später in Venedig tüchtig schwitzen. Der Besuch der Lagunenstadt war natürlich wieder ein besonderes Erlebnis. Erst spät in der Nacht sind wir heimgekehrt. Gerne hätten wir auch noch eine Fahrt nach Rom unternommen, die uns aber als zu lang erschien. Während ich im Laufe der Jahre noch mehrmals in Oberitalien war, konnte ich einen Besuch der ewigen Stadt erst im Jahre 2001 verwirklichen. Schnell waren für uns die etwa 10 eingeplanten Tage am Gardasee enteilt, während mein lieber Vater mal wieder – ewig werde ich es ihm danken – die Vertretung für mich machen musste, was ihm sicher nicht leicht gefallen ist. Für die Rückfahrt an einem Samstag hatten wir auch wieder eine Übernachtung eingeplant. Angepeilt hatten wir das Provinznest Altlußheim bei Hockenheim, wo ich schon zu Zeiten des Motocup preiswert übernachtet hatte. Am späten Abend waren wir in der Hockenheimer Gegend angelangt und entschieden uns, die restlichen 250 km nun auch noch abzuspulen. Gegen Mitternacht erreichten wir die Heimat glücklich und erschöpft. Da Friedhelm noch keinen Führerschein hatte, war ich die ganze Strecke alleine gefahren , mit über 1000 km ist sie die längste meines Lebens geblieben. |
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Text: Hans
Perscheid
Fotos: Archiv Hans Perscheid