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Walter Kronenberg – Jugendarbeit mit Motorradsport


Die Trialschüler haben Aufstellung zum Training genommen

Die Gas Gas-Trial habe hatte ich für meinen Enkel gekauft. Der ist 14 Jahre alt und hat Freude daran. Leider gibt es kaum noch eine Möglichkeit, wo der Junge mit so einem Trial-Motorrad fahren kann“, erklärt mit Walter Kronenberg kurz nach unserer ersten Begegnung und zeigt dabei in seiner großen Garage auf eine 125er Viertakt-Trialmaschine, die seit ihrem Neukauf offensichtlich noch kaum artgerecht bewegt wurde.

Pionierarbeit in der Jugendförderung

Im MSC-Porz hatte man schon sehr früh erkannt, dass man die Jugend gewinnen musste, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Die Begeisterung für motorisierte Fahrzeuge war und ist bei Jugendlichen ungebrochen hoch. Nachdem einzelne Jugendliche bis dahin immer wieder mit dem Sportmotorrad im Gelände mitrainieren durften hatten, gründete 1975 der Club offiziell eine Jugendgruppe, in der sich die alte Hasen des Clubs mit Plan und Organisation um das Trial-Fahren im Gelände kümmerten. Dazu besorgte der Club eine Übersicht von Händlern, die dem Alter und der physischen Entwicklung der Jugendlichen entsprechend Motorräder anboten. Gekauft wurden die Motorräder von den Eltern für ihre Kinder.


Geländefahrt 1974 in Siegen, Hans Cramer im Gespräch mit seinem Zauberlehrling

Der ADAC als großer Automobil-Club, dem der MSC-Porz ebenfalls seit Jahrzehnten angehört, war zunächst nicht von solchen Motorsport-Aktivitäten der Porzer begeistert. Walter Kronenberg hört heute noch den damals zuständigen Sportleiter des ADAC, Georg A. Heinemann ihm entgegen rufen: „Herr Kronenberg, das werden wir nie genehmigen! Sie machen sich todunglücklich!“ Kronenberg blieb jedoch hartnäckig: „Herr Heinemann, wir haben eine Jugendgruppe und sie werden sehen, daraus wird noch etwas!“ Nach einiger Zeit ließ sich aber auch der ADAC von dem Projekt begeistern und berichtete fast regelmäßig in seiner monatlich erscheinenden Clubzeitung von der „Jugend-Trialschule des MSC-Porz“.
Tatsächlich ging aus den Jugendaktivitäten des MSC-Porz auch ein Eberhard (Hardy) Weber hervor, der jeweils als Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft bei den Internationalen Sechstagefahrten 1975 und 1976 die Trophy gewann und somit den Weltmeistertitel.


Bei der Jahreshaupversammlung des Clubs hatte die Jugend ihren Platz direkt neben dem Vorsitzenden. Auch dieses kann ein Zeichen sein

Polizei-Sportfest

Eines schönen Tages wurde von Passanten einmal wieder die Polizei gerufen, weil die Jugendlichen in der Wahner Heide mit ihren Motorrädern übten. Nachdem jedoch die Genehmigung der belgischen Truppe vorgelegt und die Rechtmäßigkeit des Trainings belegt werden konnte, war die Polzei beruhigt, blieb und schaute den Jugendlichen bei ihren Trainingsfahrten interessiert und fasziniert zugleich zu. Schließlich ging beim Club die offizielle Anfrage ein, ob denn die Jugendlichen mit ihren Trial-Motorrädern nicht beim bevorstehenden Polizeisportfest auftreten könnten. Natürlich überlegte Walter Kronenberg nicht lange und sagte zu. Eine bessere Plattform, um zu zeigen, was Jugendliche schon mit Begeisterung im Motorsport zu leisten imstande sind, gab es nicht. Kronenberg fragte noch nach einem alten VW-Käfer, der aber nur benötigt würde, damit die Jugendlichen diesen mit ihren Motorrädern erklimmen konnten. Auch das war möglich. Man hatte den VW, der eigentlich noch ganz manierlich aussah, offenbar auch noch eigens für das Fest gestrichen und in die Messehalle gebracht, wo das Sportfest stattfand.
Die Jungen und Mädchen im Alter ab 10 Jahren nahmen für ihren Auftritt in einem Keller der Messehalle Aufstellung. Als sie schließlich an der Reihe waren starteten sie aus diesem Keller heraus mit ihren Motorrädern: Einer nach dem anderen, fuhren zunächst die Kellertreppe hoch und am Ende der Treppe ging es dann von hinten bis aufs Dach des VW-Käfers und dann weiter vorne über die Haube wieder herunter. Dieser Auftritt war die perfekte Show. Keiner der Besucher hatte mit so etwas gerechnet und alle waren sehr beeindruckt und begeistert, was diese Jugendlichen mit den Motorrädern alles anstellen konnten.

Motorradsport für Jugendliche

Trialsport für Jugendliche ist auch heute noch eine wichtiges Thema des MSC-Porz.

Was Walter Kronenberg schmerzlich bedauert, ist der Umstand, dass aktiver Sport mit Motorrädern im Gelände heute schwieriger zu betreiben ist, als je zuvor. Besonders schlimm sei dieses für die Jugend, die über diesen Sport Technik, Selbstbeherrschung, die eigenen Grenzen, körperliche Fitness und Geschicklichkeit lernen kann. Leider lässt man sie so gut wie nirgends fahren und Motorsport wird als Gegensatz zum Naturschutz gesehen. Und wer sich im Gelände austoben kann, hat nur wenige Ambitionen, dieses anschließend noch auf öffentlichen Straßen zu tun.

Wie recht Walter Kronenberg doch hat.

Leider ist Motorsport offenbar eine willkommene Gelegenheit, sich im Sinne des angeblichen Naturschutzes zu profilieren. Dazu bedarf es nur einiger Frasen: „Motorsport ist ja gefährlich, verbraucht unnötig Benzin und verpestet die Luft“. Offenbar ist es besser dass die Jugend sich mit Rauchen, Alkohol und Rowdytum im Straßenverkehr umbringt als mit organisiertem Motorsport auf einem begrenzten und abgesperrten Gelände. Der Leser mag einmal auf die unteren Bilder klicken und sich im Album des MSC-Porz anschauen, was an diesen Vorhaltungen dran sein kann.
Dem bezahlbaren Motorsport der kleinen Leute fehlt in der Tat eine gute Lobby.


Motorradsport für Jugendliche ist nach wie vor ein Thema


Der Sport lebt auch von der regelmäßigen Übung. Heute muss der Club zum Training weite Wege auf sich nehmen, wie hier bis in die Nähe des Nürburgringes. Das ist mit zusätzlichen Kosten verbunden und ein Handikap auf dem Weg zur Meisterschaftsreife. Wie schön war das einst, als noch im „Grengel“ gefahren werden durfte. Das Foto stammt von einem Jugendtrial-Wettbewerb. Foto: MSC-Porz

Mehr Fotos von der heutigen Jugendarbeit des MSC-Porz gibt es beim Anklicken des Fotos


Walter Kronenberg im Sommer 2012 vor der Trial-Maschine seines Enkels


Für die Anschaffung von Trial-Maschinen für die Jugendarbeit fuhr auch der Vorsitzende selbst eine Proberunde


Die Zahl der Schüler war 1975 schon beeindruckend. Aus dieser Trialschule sind so hervorragende Trialsportler wie etwa Oliver Ronzheimer, Rolf Hüsemann oder der Geländefahrer Jörg Eblinghaus, um nur einige von vielen Namen zu nennen


Geordnete Fahrt vom Parkplatz zum Trainingsgelände


Nach dem Trialeinsatz stand das gemeinsame Essen auf dem Plan. Im Winter auch schon einmal im Wohnwagen


1975 Training eines Zehnjährigen mit einer 50 ccm Trialmaschine


Stehend das Körpergewicht verlagern, den Tank zwischen den Knien und volle Konzentration


Mit ein Ergebnis gelungener Jugendarbeit: Weltmeisterliche Winter-Trainigsfahrt von Eberhard Weber (Bild bitte anklicken)

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Swisttal, im September 2012

Text: Hans Peter Schneider
Fotos: Archiv Walter Kronenberg, Hans Peter Schneider

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