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Im Schnellgang zum Top-Fahrer Früh erfolgreich Nach seinen erfahrungsreichen ersten Wettbewerben 1955 in Ratingen und Kempenich lernte Helmut Clasen sehr schnell und erntete bald schon erste Medallien. Dabei waren die Geländefahrten schon immer eine harte Tortour für Mensch und Maschine. Außer an Geländefahrten nahm Clasen an den noch neuen und bei den Zuschauern sehr beliebten Motocross-Rennen, Trial-Wettbewerben, Orientierungsfahrten und Geschicklichkeitsfahrten teil. Dabei belegte er regelmäßig vordere Plätze. Aus seinem Porzer Club kam dabei die härteste Konkurrenz. Sollten viele seiner Freund seit der ersten Stunde dieses Clubs doch bald auch in der Deutschen Meisterschaft und bei internationalen Wettbewerben ganz vorne mitspielen. Das gute Abschneiden in der Clubmeisterschaft des MSC-Porz setzte damals sowohl hohes fahrerisches Können als auch eine rege Teilnahme an Wettbewerben voraus, damit das Punktekonto ein meistermäßiges Volumen annehmen konnte. In den Jahren 1958, 1959 und 1962 gelang es Helmut Clasen die Clubmeisterschaft gegen so starke Mitstreiter wie Erwin Haselbauer und Max Zimmermann für sich zu entscheiden. „Wer von den zwei Jecken gewinnt?“ Helmut Clasen: „Da ich mit Erwin Haselbauer im Wettbewerb um die Porzer Clubmeisterschaft kämpfte und jeder Punkt zählte, fuhren wir an manchen Wochenenden bis zu drei Veranstaltungen. Da kam es vor, dass wir uns auf der Autobahn im Vorbeifahren mit den Fingern zeigten, wie viele Punkte wir am Morgen beim Trial bekommen hatten. Erwin raste dann zu dem Trial, von wo ich gerade herkam, um in letzter Minute dort noch „abzustauben“ und ich hoffte, dass die Leute vom anderen Club, wo der Erwin herkam, mich noch starten ließen. Manchmal war es so spät, dass der Veranstalter mir sagte: Dann fahr jede Trial-Sektion fünfmal hintereinander und dann ab zur nächsten Sektion. In gewisser Weise war das ein Vorteil und ich hatte dadurch oft gewonnen. Da habe ich oft den Bleistift (Reinhard Scholtis) kopieren müssen: Mit Vollgas durch die Sektion und keine Zeit einen Fuß auf den Boden zu setzen. Durch den Wahnsinnskampf um die Clubmeisterschaft mit an die 35 Veranstaltungen in einem Jahr, hatte es in unserer Ehe gekrieselt. Heute verstehe ich das, aber damals waren wir wie die Süchtigen. Erwin hatte die Meisterschaft abonniert und ich hab ihm gesagt: Dieses Jahr nicht! Es war Wahnsinn. Hannelore kam mit meinem Sohn Michael an einem Sonntag nieder, als ich in Aachen ein Trial fuhr (und gewann). Auf dem Heimweg mit verstaubter und verdreckter Ledermontur und Silberpokal bin ich ins Krankenhaus, wo mir die Schwester sagte, es sei ein Sohn. Da hatte ich die Krankenschwester vor Freude beinahe zerdrückt. Donnerstags beim Clubabend mussten wir unsere Erfolge auf den Tisch legen und Franziska schrieb die „Gutpunkte“ in die Liste. In dem Jahr gab es im Club nur ein Thema: Wer von den zwei Jecken gewinnt. Da an den Abenden, an denen der Menti Weber immer dem Hans Theis sein Russenei vom Teller klaute, bestellte der Hans sich Spiegeleier zum Kartoffelsalat. Aber auch da gab es Tricks, die zu stehlen, bis der Hans, der immer gleich von der Arbeit bei Ford Köln „mit schmutzigen Fingers“ zum Clubabend kam, in seiner Not die ganze Hand in die Rühreier drückte und sagte: „und do jeit mer kenner me draan". Schön war es doch: An manchen Clubabenden hatten Hannelore und ich jeder eine Mark für eine Limo und ein Bier. ...“
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Transportabenteuer oder Geschichten vom Heimkommen In den 1950er Jahren besaß Helmut Clasen noch kein Auto. Wenn die Veranstaltung nicht mehr als 100 km von Rösrath entfernt stattfand, dann wurde anfangs mit der Victoria und auch später mit der Gelände-DKW auf eigener Achse hin und danach auch wieder zurückgefahren. War der Weg aber weiter oder wollte er mit seiner nicht zugelassenen Crossmaschine irgendwo fahren, dann musste der Renner auf ein Transportmittel. Zu den besonderen Erlebnissen mit diesen Umstände erzählt Clasen: „Ich war in jener Zeit immer auf die Gnade der reicheren Freunde angewiesen, die mich mitnahmen. Wenn keine andere Transportmöglichkeit bestand, lud ich die Gelände-DKW auf einen selbstgebauten Leichtanhänger, der wiederum an einer mittlerweile angeschafften DKW RT 200 S angehängt wurde. Das war ein in der Tat abenteuerliches Gespann, sowohl wie es aussah als auch wenn man damit fuhr. Die Blicke der Passanten waren mir dann immer sicher“.
Nicht minder abenteuerlich konnte es aber auch zugehen, wenn er seine Gelände-DKW auf einem kleinen Transporter unterbringen konnte, etwa so wie 1959 auf dem Tempo Matador der Familie seines Geländefahrerfreundes Günter Paritschke aus Köln für die Fahrt zur Teilnahme an der Dreitagefahrt in Isny (Allgäu).
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Isny 1959 - Dreitagefahrt, das Abenteuer war der Weg dorthin Hier Helmut Clasens Bericht, den er selbst mit sehr viel Witz und Sinn fürs Detail ins Offroadforum einstellte. Die eigentlich sportliche Leistung war die gewonnene Goldmedaille. Sein gekonnt ins Forum getippter Bericht stellt nach mehr als 50 Jahren für die Nachgeborenen ein Stück lebendiger Sport- und zugleich Kulturgeschichte dar: „Da wir damals keine Kamera hatten und keine Aufzeichnungen gemacht haben, musste ich gestern Abend das Abenteuer noch mal mit meiner Frau durchsprechen ... Dabei kamen folgende Erinnerungen zu Tage: Isny, Internationale 3-Tagefahrt im Mid-Sommer war schon immer die Qualifikations-Veranstaltung für die im September stattfindende ISDT (Inernational Sixdays Trial oder Internationale Sechstagefahrt) und praktisch nahmen daran auch fast alle Nationen teil. Es war also für uns Amateure eine besondere Ehre und Herausforderung daran teilzunehmen. Geld war knapp,Transport-Möglichkeiten gering, Zelten am Start und Ziel war üblich. Da ich Ostern noch meinen Freund Günter Paritschke und sein Auto, von Kaltenkirchen (Rund um Onkel Toms Hütte) zurück nach Köln abgeschleppt hatte und nun zusammen mit Frau und Zelt und Luftmatrazen und Rennklamotten, Werkzeuge, Benzine, Öle nach ISNY musste und Günter sagte, dass sein Auto-Motor durch eine General-überholung gegangen sei!!!!!!, nahm ich seine Einladung an, in seinem Kastenwagen mitzufahren ( TEMPO 4 Rad)???. ZIEMLICH pünktlich kam dann Günter auch bei uns in Rösrath (Bergisches Land) mittwoch-mittags an, um uns abzuholen. Als wir die hintere Tür öffneten bekam ich den ersten Schlag: Da waren schon 2 Maicos und jede Menge Werkzeuge, Kannister, Matratzen, kurz ein wildes (Günter-) Chaos zu sehen. Erst mal alles raus, Motorräder Lenker abschrauben, dann Verschachtelt reinbugsieren und mit den Matratzen dazwischen gegen größere Schäden absichern. Sein Freund war schon mit einem anderen Fahrer in dessen Auto vorweg gefahren. Irgendwie haben wir dann unsere Klamotten auch noch in den Wagen reingefriemelt und nun konnte es losgehen. Frau meint, dass wir gegen 1 Uhr abfuhren. In Lohmar auf die Autobahn, Ziegelstein aufs Gaspedal. Das war immer Günters automatische Fahrkontrolle, schon lange bevor die Autoindustrie sein Prinzip serienmäßig einbaute. Der Wagen hatte (ich hoffe das das richtig ist???) einen 2 Zylinder 2 Takt Motor von 250 oder 300 ccm, der unter der durchgehenden Sitzbank im Führerhaus saß. Die Sitzbank konnte zwecks Arbeiten am Motor aufgeklappt und aus den Scharnieren seitlich gezogen werden. Darauf saßen Fahrer Günter, Helmut erst in der Mitte, Frau erst ganz rechts.!!!!!!!!!!!!!!! Steile Bergrunter-Fahrten auf der Autobahn wurden mit Vollgas im großen Gang gefahren, das Momentum wurde so lange wie möglich auf der anderen Seite bergauf gehalten und dann erst im letzten Augenblick entsprechend runter geschaltet. Kurz vor dem Gipfelpunkt musste gewöhnlich in den ersten Gang geschaltet werden und wir schleppten uns dann mit 10 km/h über die Kuppe. Kurz nach einer Steilauffahrt: Wasserdampf im Führerhaus. Rechts ran, Sitzbank hoch und ja, da war ein Loch im Kühlerschlauch. Kein Problem für Chef Mechaniker Günter. Mit reichlich Isolierband wurde eine schöne Manschette um den Schlauch gebaut, Unsere Limonaden Wasserflaschen in den Kühler entleert und weiter gings. No Problemo Amigo ... oder doch??? Kurz vor Frankfurt Wasserdampf im Führerhaus. Klappe auf … Schlauch ok, aber aus der Wasserpumpe tröpfelte es. Rest Limo eingefüllt und in Frankfurt runter von der Autobahn in die Stadt. Es war nun schon spät nachmittags und wir konnten keine Werkstatthilfe finden, aber eine Austausch Wasserpumpe war zu kriegen, musste Günter aber selber einbauen. Kann er. Mit Günters Werkzeugen konnte man einen mittleren Schiffsmotor reparieren. Wasserflaschen gefüllt, Radiator gefüllt und ab auf die Autobahn. Wasserpumpe scheint zu funktionieren und wir konnten Pfadfinder-Lieder singen (Autoradio?? Wat,wo??) So ging es durch die Nacht bis ganz früh morgens an einer gewaltigen Steige: Wasserdampf im Führerhaus. Rechts ran, Klappe hoch, Wasser weg! Aber wohin???? Loch dicht, Wasserpumpe dicht,...Hmmmmm Kopfdichtung mangels Wasserstandes zuerst angebrannt, dann durchgebrannt und nun Wasser unten im Motor. Aber siehe da: Günter hat eine Reserve-Kopfdichtung dabei. Montiert, Irgendwie hat er das Wasser aus dem Motor rausgekriegt, Radiator gefüllt und ab gings mal wieder. Und dann wieder eine Steige( irgendwo schon in Süddeutschland) beim Runterschalten in den Ersten, ein unschönes Getriebegeräusch und der Wagen bleibt stehen und das Getriebe bewegt sich nicht mehr. Günter hatte mit letzten Auslauf den Wagen so weit wie möglich Rechts aufs Gras gelenkt. Nun, wenn wohl jeder Normalsterbliche aufgegeben hätte, was macht Günter? - Er kriecht mit Werkzeug unter das Auto und demontiert das gesamte Getriebe, lässt es auf seinen Brustkasten sinken und rutscht damit unter dem Wagen raus. Und dann hat er das Getriebe geöffnet. Getriebe-Los-Rad welches auf der Welle nicht mehr "los" war, frei gekriegt und dann mit Schmirgelleinen die Welle so lange poliert bis das LOS-RAD auch wieder schön hin- und her rutschte. Dann noch dem neuen Getriebe Öl einen Schuss Graphit Pulver (haben wir damals zum Ketten Schmieren gebraucht) beigemischt und das ganze Spiel wieder montiert und siehe da, der Wagen ( Getriebe) tuts wieder. Aber nun wurde unser Zeitplan sehr, sehr eng. Wir hatten noch eine Strecke bis Isny zu fahren und es war nun schon dunkel und zum Überfluss fing es an zu regnen und der Wagen hatte nur einen Scheibenwischer. Gegen 3 Uhr Morgens erreichten wir Isny. Während wir Fahrer die Maschinen wieder zusammenbauten um sie zum Park Fermé zu bringen, bauten Freunde die Zelte auf (im strömenden Regen). Auf dem Gnadenwege und nach Anhörung unserer Gruselgeschichte, erlaubte uns die Fahrtleitung die Bikes in den Park Fermé zu stellen. Gegen 4 Uhr Morgens krochen wir saunass und kalt ins Zelt . Es schien - nach nur Minuten-Erschöpfungs-Schlaf - wurden wir um 6 Uhr durch die Lautsprecher geweckt. Rein gings in die Rennklamotten ( Gummianzug) und dann wurden wir verwöhnt: Shell hatte sein großes Zelt gleich neben unserem Zelt stehen und hatten an unser Zelt schon ein Schild gehängt "VILLA HANNELORE+HELMUT" und kamen mit heißem Kaffee. Hannelore hatte, da wir bei schönstem Sommerwetter wegfuhren, nur Sommer-Klamotten eingepackt und fror wie ein Schneider. Und es regnete immer noch (und hatte auch nicht mehr bis zur Heimfahrt aufgehört). Mit einigen Männer-Klamotten und Günters Gummistiefeln in Größe 45 wurde sie vor dem Erfrierungs-Tod gerettet.:biggrin: Um 8 Uhr Start: Meine DKW - wie immer - funktionierte großartig, wogegen Günters und auch dessen Freunds Maico schon nach ein paar Kilometern den Geist aufgaben. Aber Günter sah das ganz anders, denn nun konnte er in aller Ruhe das Auto reparieren. Aber er brauchte Ersazteile für die Heimfahrt und fuhr nach Kempten wo er eine Vertretung fand und einkaufen konnte. Nach 3 Tagen Regenfahrt hatte ich meine erste ISNY-Goldmedallie und da wir so schnell wie möglich nach Hause mussten (spätestens am Dienstagmorgen mussten wir wieder auf der Arbeit sein) fuhren wir am Montagmorgen besonders früh los und es hörte auf zu regnen“. Isny fast wie einst vor vielen Jahren Mehrere der Fahrer, die in den1950er und in den 1960er Jahren in Isny schon um Medaillen rangen treffen sich seit diesem Jahrtausend dort regelmäßig im Zweijahresturnus, um sich – fast so wie einst vor 50 Jahren mit den Fahrzeugen von damals erneut im Rahmen der Internationalen Classic Gelände-Zuverlässigkeitsfahrt zu messen. Für viele der Teilnehmer ist das wie ein Familientreffen. |
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Mehr Geschichten von Isny und Co. unter diesem Link: http://www.offroadforen.de/vb/archive/index.php/t-46200.html |
Hier ist der Link zum Video von 2011 |
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Text: Hans Peter Schneider Fotos: Archiv Helmut Clasen