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Steam Traction Engine
Willi Schaubs englische Freunde

Wer viel sammelt muss viel reisen

Willi Schaubs Sammlung historischer Fahrzeuge ist schon lange mehr als nur beeindruckend. Dieses ist nicht alle dem Umstand zu verdanken, dass Schaub schon in den 1970er Jahren mit dem Sammeln angefangen hatte, seine Begeisterung für alte Fahrzeuge treibt ihn schon seit 40 Jahren kreuz und quer durch Europa. Das Land, das ihn jedoch am meisten in den Bann zieht, ist immer wieder die britische Insel. Das mag wohl damit zu tun haben, dass „der Engländer an sich“ nicht so schnell etwas wegschmeißt.
Klar, dass sich bei soviel Engagement auch die eine oder andere Beziehung im Ausland einstellt. Mit der gesprochenen Sprache ist es dann zwar nicht so einfach, aber über das gemeinsame Interesse versteht man sich am Ende dann doch bestens.

Brian Ives ist eine solche Beziehung. Der betreibt den seit Generationen seiner Familie angestammten Bauernhof im englischen Olney Bucks, ca. 70 km nördlich von London. Brian und sein Vater interessieren sich ebenfalls schon sehr lange für Oldtimer, was bei dem gegebenen familiären Hintergrund zur Folge hat, dass das Thema Traktor ganz groß geschrieben wird. So wurden die von der Familie früher einmal verwendeten Traktoren restauriert und gesammelt und es kam noch weitere dazu.

Dampf-Schlepper-Szene in England
Bis dass die Traktoren mit Verbrennungsmotor ab den späten 1920er Jahren langsam anfingen, das Pferd in der Landwirtschaft zu verdängen, gab es schon dampfbetriebene Agrartechnik. Ab den 1890er Jahren setzten Betriebe mit sehr großen Flächen sogenannte Dampfpflüge ein, wo zwischen zwei Dampfmaschinen an jedem Ende der Ackerfläche eine gelenkten Pflugwagen über den Ackergrund zog. Lokomobile gab es, die jedoch auch in der Zeit, als sie noch aktuell waren, ein Exoten-Dasein führten. Zwar waren Lokomobile schon automobil, auf den oft tiefgründigen europäischen Ackerböden waren Pferde mit ihrer Kraft zu jener Zeit noch weitaus praktischer einsetzbar als so ein schwerfälliges, großes und aufwändig zu betreibendes Lokomobil. So sah die Praxis für die großen Lokomobile in der Regel so aus, dass sie mit ggf. erforderlichem Equipment sich selbst zum Einsatzort bewegen konnten, um dort die eigentliche Arbeit mit dem Antrieb mehr statischer Maschinen zu verrichten, wie etwa den Antrieb von Dreschmaschinen und Sägen oder per Seilwinde wurden Pflüge gezogen.

Kleinere wendige dampfbetriebene Schlepper wurden erst ab etwa 1900 gebaut und waren bis in die 1920er Jahre – wenn auch hier als Exoten - im Einsatz. Insbesondere in England verstand sich die Fa. Burrell Traction darauf, neben großen dampfbetriebenen Schleppern kleine und kleinste dampfbetriebene Schlepper zu bauen. Die Ursprünge des Unternehmens Charles Burrell & Sons im englischen Thetford reichen bis zum Jahr 1770 zurück. Im Jahre 1848 baute Charles Burrel seine erste Dampfmaschine, die zum Antrib diverser Landmaschinen eingesetzt werden sollte. Seine Vorstellung von einer selbstfahrenden Dampfmaschine, und zwar losgelöst von Schienen und vollkommen frei auf Straßen fahrend, setzte er 1856 zusammen mit dem Ingenieur James Boyell um. Charles Burrells Söhne übernahmen 1900 das Unternehmen und waren bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sehr erfolgreich mit dem Bau von Steam Traction Engins. In ihrer besten Zeit produzierten sie mit ca. 350 Mitarbeitern in einem Jahr 104 Schlepper. Alleine diese Zahl lässt jedoch andererseits erahnen, wie gering in der Landwirtschaft die Zahl von Dampfschleppern gegenüber dem Einsatz von Pferden doch war.

Heute findet sich in England eine sehr ausgeprägte Szene, die sich mit den „Steam Traction Engines“ befasst. Die relativ kleinen Steam Tractions spielen dabei eine Sonderrolle. Willi Schaubs Freund Brian Ives und dessen Vater gehören dieser Steam-Traction-Szene an.

Zu verkaufen
Der rechts unten und unten abgebildete kleine Schlepper kann käuflich erworben werden. Gebaut wurde er vor dem ersten Weltkrieg, hat 2008 eine gründliche wie auch liebevolle Restauration erhalten und ist fahrbereit. Der Dampfkessel wird jedes Jahr vom englischen TÜV geprüft. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der kleine Dampfschlepper auch auf öffentlichen Straßen gefahren werden darf. Seit1905 gibt es in England ein Gestzt, dass derartige Schlepper nicht nicht schneller als 5 mph (8 km/Std.) fahren dürfen. Mit seinem Gewicht von ca. 750 kg kann er problemlos auf einem Auto-Transport-Anhänger transportiert werden.


Dieser Traktor kann über Willi Schaub gekauft werden

Für ernsthafte Interessenten bietet Willi Schaub noch weitergehende Informationen an und stellt den Kontakt zum Verkäufer her. Anrufe bei Willi Schaub nach 19:00 Uhr unter 02222 931080


Dampfpflug, wie er von Gutshöfen mit großen Flächen schon Ende des 19.Jahrunderts eingesetzt wurde. Der Pflugwagen wird von zwei Lokomobilen/Dampfmaschinen an einem Seil über die Ackerfläche gezogen. Im Bild ist er an einem Lokomobil angekommen und wird im nächsten Moment von dem zweiten Lokomobil (nicht im Bild) wieder per Seil in die Gegenrichtung gezogen Quelle: Wikipedia


Um 1890: Ein Lokomobil treibt eine Dreschmaschine an


Pfluglokomotive von John Fowler Co. um 1920. Zwischen den beiden Achsen findet sich die Seilwinde zum Ziehen des Pfluges
Foto: Bryan Flicr


Ein von Charles Burrell um 1870 gebautes Lokomobil
Der Klick auf das Foto zeigt über Youtube derartige Schlepper in Aktion
Foto: Tom Varley


Brian Ives auf dem 750 kg schweren Burrell Traction, den er gemeinsam mit seinem Vater 2008 professionell restauriert hatte


Swisttal, im März 2014

Text: Hans Peter Schneider
Fotos: Brian Ives

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