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Stefan Langes war in Brenig seit 1990 regelmäßig der Lokalmatador, mitunter auch unterstützt von seinem Vater Fritz, und zwar sowohl bei den Motorrad- als auch bei den Traktor-Veranstaltungen. |
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Zweiradbegeisterung schon als Kind „Eigentlich bin ich ja ein Zweirad-Junge“, antwortet er mir auf meine Frage, warum er sich überhaupt mit Oldtimern befasse. Als Kind sei er oft im Heimerzheim gewesen und habe dem dort ansässigen Zweiradmechaniker Josef Decker mit großem Interesse zugeschaut, wenn der sich mit Motorrädern befasst hatte. „Ist das was für dich, Junge?“ habe ihn der alte Decker oft genug gefragt; aber damals sei er noch etwas schüchtern gewesen, wie Jungs in dem Alter das eben schon mal so sein können, und da habe er immer mit „Nein“ geantwortet. „Die sind mir zu schnell!“, habe er in der Regel als Grund angegeben. Dennoch machte er im letzten Schuljahr ein Praktikum beim Bornheimer Zweiradfachfachmann Paul Luft. Und als er schließlich seine Schulausbildung ganz abgeschlossen hatte, setzte sich seine Faszination für Motorräder vollends durch. Die Lehrstelle, die er nun suchte, sollte eine solche zum Zweiradmechaniker sein. Aber wie so oft im Leben, hatte es nicht sein sollen, weder wurden damals Lehrstellen für Zweiradmechaniker angeboten noch hatte er Glück mit seinen Initiativbewerbungen. So machte er eben das, was naheliegend war, und lernte Automechaniker. Bereits mit jungen 23 Jahren bestand er in diesem Beruf erfolgreich die Meisterprüfung. |
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RT 175 als Selbstbelohnung Der Meistertitel war ihm Grund genug, sich selbst etwas Gutes zu tun. Er hatte sich schon Monate zuvor vorgenommen, den Erwerb des Meistertitels zum Anlass für einen Motorradkauf zu nehmen. Jetzt, da es so weit war, sollte es aber auch ein besonderes Motorrad sein, und dabei konnte es sich für Stefan nur um einen Oldtimer handeln. Dieser sollte sich schön fahren lassen und über eine überschaubare Technik verfügen. Was sich ihm während seiner damaligen Suche bot und seinen Idealvorstellungen entsprach, war eine DKW RT 175 aus dem Jahre 1954. Simple Zweitakttechnik ist an sich schon sehr überschaubar. Mit den noch nicht einmal 120 kg Gewicht war die Maschine sehr handlich und mit den fast 10 PS Leistung noch einigermaßen beweglich im modernen Straßenverkehr. Die Maschine war beim Kauf im Originalzustand, komplett und fahrbar. Dennoch entschied Stefan sich schon bald zu einer Komplettrenovierung, von der jedes Bauteil der Maschine betroffen war. 1990 war diese Aktion rechtzeitig zur Teilnahme an der Motorradrallye des MVC-Brenig abgeschlossen. Es war seine erste Rallyeteilnahme überhaupt und er war auch schon gleich ein echter „Lokalmatador“, wie ihn der Streckensprecher damals immer bezeichnete. Die RT 175 überstand nicht nur die Rallye mit Bravour, überhaupt unternahm er damit noch viele Ausflüge in die nahe Eifel und nahm seitdem auch immer wieder an Motorrad-Veteranen-Rallyes teil. |
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RT 250 Gespann erschließt neue Leidenschaft Erst Ende der 1990er Jahre reichte ihm die RT 175 alleine nicht mehr. Jetzt sollte „noch etwas Größeres dazukommen“, aber in jedem Falle wieder ein Oldtimer. Dementsprechend schmökerte er viel in den Kleinanzeigen der einschlägigen Fachzeitschriften herum und verbiss sich schließlich an einem DKW-Gespann. Es war eine RT 250 mit einem Steib LS 200. Immer wieder las er sich die Anzeige durch, träumte gar schon davon und sprach mit seiner Frau Waltraud darüber, aber sich dazu zu entschließen, sich mit dem Verkäufer telefonisch in Verbindung zu setzen, das gelang ihm selbst damals – warum auch immer - nicht. Seine Frau Waltraud war es schließlich, welche den Ernst der Situation erkannt hatte, und hielt ihm eines schönen Abends den Telefonhören hin mit dem Hinweis, dass am anderen Ende der Leitung der Verkäufer des DKW-Gespanns sei. „Nun war die Situation unvermittelt da“, erinnert sich Stefan heute noch mit leuchtenden Augen an diesen Moment im Jahre 1994. „Ich bin heute noch gerührt, wenn ich daran zurückdenke“, erklärt er, „konnte ich doch im Grunde hieran auch erkennen, wie sehr meine Frau mich doch verstanden hatte“. Stefan nahm also das Gespräch mit dem Verkäufer auf, und weil sich das alles gut anhörte, was der erzählte, wurde auch gleich ein Termin für die Besichtigung des Gespanns gemacht. Es baucht nicht extra erwähnt zu werden, dass Stefan zum Besichtigungstermin im Hunsrück gleich einen großen Anhänger und reichlich Geld mitnahm. Tatsächlich wurde er sich mit dem Verkäufer handelseinig und war alsbald stolzer Eigentümer eines fahrbereiten Gespanns. „Bist du schon einmal mit Beiwagen gefahren?“ hatte ihn der Verkäufer noch gefragt, als er das Gespann bereits auf dem Anhänger stehen hatte. Und als Stefan diese Frage verneinte, gab ihm der Verkäufer noch den guten Rat, zunächst auf einem großen leeren Parkplatz einmal Bremsen und Kurvenfahren zu üben, denn Gespannfahren sei „eine Kunst“. Das stellte Stefan bei seinen ersten Fahrversuchen dann auch wirklich fest. Aber schon nach kurzer Zeit hatte er gelernt, wie der ungebremste Seitenwagen Einfluss auf die Fahrdynamik nahm. Gleichzeitig entdeckte Stefan für sich das Gespannfahren als neue Leidenschaft. Im Gegensatz zur RT 175 erhielt das Gespann keine Vollrestaurierung. Es ist noch im relativ gut erhaltenen fahrbereiten Originalzustand. „Die Bauteile, die zur Reparatur anfallen, werden kurzerhand repariert und ggf. gleichzeitig restauriert. Das soll hier reichen!“ Seine Tochter Franziska und ganz besonders sein Sohn Maximilian freuen sich, wenn es sonntags schon mal mit dem Gespann rausgeht und sie im Boot Platz nehmen dürfen. |
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Mit dem Traktor verwurzelt Mitfahrmöglichkeiten für die Familie
bietet aber auch Stefans zweites Oldtimerhobby, bei dem es sich
um alte Traktoren dreht. Schließlich war Stefans Vater Zeit
seines Lebens Landwirt. Stefan hatte es deshalb gar nicht anders
gekannt, als dass zu Haus und Hof auch immer ein Traktor gehört.
„Ich bin ganz mit Traktoren groß geworden!“,
erzählt mir Stefan. „Bereits mit 8 Jahren bin ich auf
dem Acker stundenlang Traktor gefahren, während die Eltern
auf der angehängten Pflanzensetzmaschine saßen. Stolz
war war ich, dass ich mit so jungen Jahren mit dem Traktorfahren
gleichzeitig meinen Eltern schon helfen konnte.“ Sein
Bruder Günter hatte vor einigen Jahren den Bauernhof des
Vaters übernommen, nachdem der in Rente gegangen war. Heute
ist Bruder Günter einer der wenigen Vollerwerbslandwirte im
Vorgebirge. „Um die für die Rentabilität
erforderlichen Mengen produzieren zu können, hat er noch
Land hinzugepachtet und verfügt über einen modernen
Maschinenpark“, erzählt mir Stefan. Er selbst -Stefan
- habe aber nicht Bauer werden wollen und sich deshalb für
den KFZ-Mechaniker entschieden. Aber so ganz ohne Traktor könne
er nicht sein. So legte er sich 1998 einen Deutz D 30 S aus dem
Jahre 1960 zu. „Den kaufte ich mir auf der anderen
Rheinseite“, erinnert er sich. „Der Schlepper hatte
wohl ewige Zeiten im Freien gestanden und so richtig drum
gekümmert hatte sich zuvor niemand. Der war in einem richtig
desolaten Zustand!“ beschreibt mir Stefan die damalige
Situation. Bei der unumgänglichen Vollrestaurierung stellte
Stefan glücklicherweise fest, dass die inneren Werte des
Schleppers noch gut erhalten waren, und zum Glück ist das
Material bei Schleppern so dick, dass die „braune Pest“
sich hier nicht so sehr durchsetzen kann wie bei einem alten
Auto. „Das Fahren mit dem Deutz macht richtig Spaß!“, berichtet mir Stefan. So sei der Zweizylindermotor mit seinen 28 PS angenehm zugstark, die Gänge ließen sich wunderbar leicht schalten und die Lenkung sei leichtgängig und präzise. Außer einigen wenigen Schlepparbeiten für Haus und Garten fährt er damit zusammen mit seinem Sohn und einigen älteren Nachbarn, die ebenfalls alte Schlepper besitzen, sonntags schon mal raus oder zu einer der Schlepperveranstaltungen in der Umgebung. |
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Text: Hans Peter
Schneider
Fotos: Stefan Langes und Hans Peter Schneider