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In
den 1950er Jahren in Australien gelandet und dort 50 Jahre später
in den Neuzustand restaurierte
Adler MB 250
„Die Australier sind genau so verrückt wie die Deutschen auf ihre Oldtimer ...“ Die Verschiedenheit der Menschen ist die Grundlage der Individualität. Dennoch gibt es gemeinsame Interessen, Freuden und Leidenschaften, die die Menschen einen und die mit zum Lebenswert an sich beitragen. Die Oldtimerei ist zum Beispiel so eine verbindende Leidenschaft. Dass diese bis zum anderen Ende dieser Welt reicht, war mir zwar schon immer klar, aber wie diese konkret aussieht, konnte ich erstmals im Januar dieser Jahres erfahren, als mich eine Nachricht von Otto Muller aus South Australia erreichte, und wenig später auch ein Brief mit einer Foto-CD von sich und seinen Freunden: „Die Australier sind genau so verrückt auf ihre Oldtimer wie die Deutschen“, schreibt Muller, dessen Name schon erkennen lässt, dass sein Stammbaum deutsche Wurzeln aufweisen muss. Freudig und mit zwischen den Zeilen herauslesbarem Stolz berichtet Muller von der „dritten Adler Rallye“, die gerade (November 2013) in Südaustralien abgelaufen ist. Die Fotos dazu finden sich auf der übersandten CD und sollen uns zeigen, „was so an alten deutschen Motorrädern in Australien gefahren wird“. Die Gegend um Adelaide wurde um die Jahrhundertwende von vielen Deutschen besiedelt, weshalb viele Bewohner der Region mit Deutschland verwurzelt sind. Das zeigt sich auch in den Dingen des täglichen Gebrauchs. „Made in Germany hat einen guten Ruf, besonders bei Autos und Motorrädern“. Muller schätzt, dass über 1.000 Motorräder der Marke Adler in den 1950er Jahren nach Australien exportiert wurden. Sehr gefragt waren in die MB-Modelle, die allerdings mit einem „heftigen Preis“ verkauft wurden, „denn für das gleiche Geld konnte man auch einen 500er Engländer kaufen“. Aber die leichten Zweizylinder-Zweitakter waren spritziger und schneller in der Beschleunigung als die 500er Engländer. Außer in Adelaide gab es Adler Vertragshändler in Melbourne, Sydney und Brisbane. Der größte Teil der Adler.Motorräder dürfte nach Mullers Einschätzung jedoch in Adelaide verkauft worden sein. In Adelaide und Umgebung sind ihm 15 Oldtimermotorräder der Marke Adler bekannt, die noch zum öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sind. Bei den Eigentümern dieser Maschinen handelt es sich durchweg um ausgesprochene Adler-Liebhaber mit viel Freude am Schrauben. Auch heute noch finden sich nach wie vor Adler Maschinen, „die geliebt werden wollen“. Ein Problem ist allerdings die Ersatzteilbeschaffung aus Deutschland, die sich für die Australier wegen der großen Entfernung als schwierig erweist. Dieses gilt insbesondere für die Gummi-Teile. Mechanische Teile aus Metall lassen sich indessen einfacher nachfertigen, dafür gebe es genügend Fachleute mit dem erforderlichen Werkzeug und Fähigkeiten. Wer mit Otto Muller diesbezüglich Kontakt aufnehmen will, kann dieses per E-Mail unter ottomuller@bigpond.com tun. Ein besonderes Highlight für die Australischen Adlerfreunde war die oben erwähnte Rallye im November 2013, die am Motor-Museum „Birdwood Mill“ eine Pause einlegte und dabei Ihre Fahrzeuge zur Schau stellte. Dabei konnten 12 fahrbereite und restaurierte Adler-Motorräder Aufstellung nehmen. Muller und seine Freunde stellten dabei fest, dass dieses in diesem Jahrtausend die bisher größte Ansammlung von Adler-Motorrädern auf dem australischen Kontinent war. Außer den Adler finden jedoch auch andere Motorräder aus deutscher Produktion unter den australischen Liebhabern, so von den Marken Horex, BMW, NSU, DKW, Heinkel, Kreidler und Maico. Kleines Album der von Fred Bray geschossenen Fotos |
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Swisttal, im Juni 2014
Text: Hans Peter
Schneider
Fotos: Otto Muller, Fred Bray