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Wieder zu Hause |
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Am nachfolgenden Montagmorgen sind wir dann gegen 10:00 Uhr ausgeruht, nach gutem Frühstück bei schönstem Wetter und mit einer gewissen Zuversicht im Bauch zur letzten Etappe bis nach Walheim aufgebrochen. Dabei nahmen wir den weniger steilen Weg über Hahn statt den über Kornelienmünster. Gegen 12:00 Uhr standen wir in Walheim vor
unserem Haus, aus dem wir vor über einem halben Jahr
geflüchtet waren. Die Haustür war offen und sehr
gespannt besichtigten wir als erstes das Haus, in dem wir vor
unserer Flucht zuhause waren und das nun wieder unser Zuhause
werden sollte. Was hatte sich alles verändert und was war
geblieben? Danach schauten wir uns in der Nachbarschaft
um: Auch stießen wir auf die Familie Völl,
die in der Flucht-Nacht direkt vom Schmittchen aus wieder nach
Hause gefahren war. Die Tochter Völl erzählte uns
dennoch eine tragische Geschichte: Auf der Außentreppe
ihres Hauses war eine deutsche Granate eingeschlagen und hatte
ihre Eltern und auch noch meinen Vetter Hubert Rademacher
getötet. Später erfuhren wir, dass die Amerikaner sowohl unser Haus als auch das der beiden „Jungfrauen“ von nebenan belegt hatten. Die beiden Nachbarinnen mussten sich deshalb während dieser Zeit ein anderes Quartier suchen. Auf der Wiese hinter unserem Haus hatte den Winter über ein amerikanisches Geschütz gestanden. Aus diesem Grund hatte die Amerikaner in die Wiese eine Vertiefung von ca. 50 cm gegraben. Dort fanden wir zurückgelassenen Proviant in Form von Konserven. Weil von uns jedoch niemand die englische Sprache beherrschte, hatten wir von alledem nichts angerührt. Die nachfolgenden Wochen befassten wir uns mit
den Aufräum- und Reparaturarbeiten. Mit einem Spaten trug
die Geschwister die Erdmassen von den Fußböden ab und
nahmen anschließend die weiteren Reinigungsarbeiten in den
Räumen vor. Die Türen wurden repariert und die Möbel
gereinigt und wieder aufgestellt. Unseren Küchenherd fanden
wir allerdings nicht mehr wieder, sodass wir uns leihweise einen
Herd aus einem verlassenen Haus in der Nachbarschaft holten.
Später gaben wir den natürlich zurück. Nach dem Wohnhaus beschäftigten sich mein Vater und ich mit der Werkstatt. Die Amerikaner hatten alle geschnittenen Bohlen zur Befestigung ihrer im Übrigen morastigen Laufwege benutzt. Dementsprechend lagen sie ums Haus und im Garten verteilt. Unsere Arbeit bestand deshalb zunächst darin, dass wir alle Bohlen aufhoben, mit dem Wasserschlauch reinigten und neu stapelten. Die wiedergefundenen Transmissionsriemen brachten wir wieder an. Allerdings stand uns der elektrische Strom erst im Herbst 1945 wieder zur Verfügung. Als Lichtquelle in dieser stromlosen Zeit diente eine sogenannte Karbidlampe, die wir in einem verlassenen deutschen LKW gefunden hatten. Auch fanden wir die Werkzeuge der Schreinerei wieder, die wir in der Fluchtnacht unter dem Fußboden der Werkstatt versteckt hatten. Seit unserer Ankunft im Frühjahr und noch den ganzen Sommer lang waren wir mit Aufräumen und Reparieren beschäftigt. Nur ganz allmählich konnte sich das Leben zu Hause wieder normalisieren. Je mehr das Jahr 1945 fortschritt um so mehr Flüchtlinge kehrten nach Hause zurück. Deshalb wurde zunehmend die Nahrung knapp und schließlich mussten auch wir selbst „hamstern“ gehen, um zumindest etwas zum Essen zu haben. Dazu suchten wir insbesondere die Bauern in Sief auf. Die ganze Familie war in jener Zeit im Einsatz. Niemand war sich für jegliche Arbeit zu schade und trotzdem mussten wir in den ersten Nachkriegsjahren noch manche Entbehrung erleiden. Dennoch – alle waren wir froh, dass der unselige Krieg vorbei und Frieden eingekehrt war. |
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Wieder in Brenig Die Zeit war dahingegangen. Ich war mittlerweile verheiratet, hatte ein Haus gebaut und dank Wirtschaftswunder konnten wir uns 1960 unser erstes gebrauchtes Auto leisten. Es war ein Opel Olympia. Im Sommer desselben Jahres machten wir uns an einem schönen Sonntag auf den Weg in Richtung Brenig. Ich wollte unbedingt noch einmal dieselbe Strecke nachfahren, die wir im Herbst 1944 geflüchtet waren. Wir sind dann gut in Brenig angekommen. Der Schreiner war schon tot und die Eigentümer unserer damaligen Wohnung in der Vinkelgasse und auf der Kumme trafen wir nicht an. Noch am selben Tag kehrten wir nach Walheim zurück. Walheim, im Januar 2013
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Swisttal, im März 2014
Text: Peter Krott
und Hans Peter Schneider
Fotos: Archiv Hans Peter Schneider, Peter
Krott, Wikipedia